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Boomtown 2000: CDU plant Hamburg neu

■ Christdemokraten im Planungsrausch: Neue Wohnungen, neue Straßen, neue Bahnlinien sollen her, viele Kleingärten weg

: Neue Wohnungen, neue Straßen, neue Bahnlinien sollen her, viele Kleingärten weg

Bauen, bauen, bauen. Da sich die Politik der Stadtentwicklungssenatorin Traute Müller (SPD) nach Auffassung der CDU allein durch „konsequenten Entscheidungsverzicht“ auszeichnet, hat nun Hamburgs Daueropposition ihr „Stadtkonzept 2000“ vorgelegt. Danach wird die Hansestadt in eine riesige Baustelle verwandelt werden. Über die Finanzierung des teuren Baubooms schweigt sich die CDU allerdings weitgehend aus.

Thema Wohnungsbau: Hier gibt es die meisten Gemeinsamkeiten zwischen der CDU und Traute Müller. Wie die Senatorin wollen auch die Christdemokraten neue Groß-Wohnsiedlungen südlich der Elbe aus dem Boden stampfen: In Neugraben-Fischbek und im Bergedorfer Raum, Schwerpunkt Billbrock. So will die CDU an der S-Bahn-Strecke zwischen dem Mittleren Landweg und Nettlenburg rund 4500 Wohnungen errichten, am Mittleren Landweg noch einmal 1000. Insgesamt sollen nach Vorstellung der Christdemokraten 9000 neue Wohneinheiten in den Vier- und Marschlanden entstehen.

Thema Kleingärten: 80 000 Reihenhäuser für 320 000 Menschen könnten nach Berechnungen der CDU auf den hanseatischen Kleingärtenflächen entstehen. Diese sollten „schnellstmöglich dem Wohnungs- und Gewerbebau zur Verfügung gestellt werden“. Einzige Ausnahme: Kleingärten, die innerhalb der Hamburger Grünachsen liegen oder für die soziale Struktur und das Kleinklima eines Stadtteils wichtig sind, könnten an Ort und Stelle erhalten bleiben. Die meisten Laubenpieper aber würden ins Umland ausgesiedelt.

Thema Straßenbau: Neben der schnellen Realisierung der vierten Elbtunnelröhre fordert die CDU einen Autobahnring, der die Hansestadt wie einen Gürtel umschließt. Die Nordautobahnen nach Kiel und Lübeck sollen durch einen Highway zwischen Bargteheide und Kaltenkirchen miteinander verbunden, die Autobahn nach Berlin auf sechs Spuren verbreitert werden. Um das Stadtzentrum vom Durchgangsverkehr zu entlasten, möchten die Christdemokraten die Ost- West-Straße in einen unterirdischen Tunnel verlegen.

Thema Flughafen: Obwohl die CDU weiterhin für eine Verlegung des Hamburger Flughafens von Fuhlsbüttel nach Kaltenkirchen eintritt, soll der Airport an die Autobahn Hamburg-Kiel durch eine Ortsumgehung Fuhlsbüttel und den Ausbau des Swebenwegs auf vier Spuren angebunden werden. Im nächsten Jahrzehnt bliebe von dem Flughafen nur eine Start- und Landebahn für die Luftwerft erhalten, die Restfläche würde zum Messegelände umgewandelt und mit 5000 Wohnungen überbaut werden.

Thema ÖPNV: „Keine müde Mark gibt die Hansestadt für neue S- und U-Bahn-Linien aus“, klagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Rolf Kruse. Seine Partei plant einen Schienenring, der die Hamburger Randbahnhöfe miteinander verbindet. Von Blankenese soll die neue Trasse über Niendorf-Nord, Poppenbüttel und Rahlstedt nach Jenfeld führen, um schließlich in Billwerder-Moorfleet zu enden. Daneben fordert die CDU noch drei weitere neue Bahnverbindungen: von Altona nach Lurup, vom Dammtor nach Schnelsen und von Barmbeck nach Jenfeld. CDU-Sprecher Berndt Röder rechnet vor: „Wenn ein Prozent der Haushaltsmittel in den Ausbau des Schienennetzes fließen, ist das in knapp 15 Jahren zu schaffen.“ Marco Carini

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