: Brandanschläge gegen Olympia-Sponsoren
■ „Kommando Axel Nawrocki“ legte Brandsätze bei Hertie und KaDeWe / Vorwürfe von Innenstaatssekretär an Grüne
Berlin. Drei Tage vor dem Besuch des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) haben militante Olympia-Gegner Brandanschläge auf zwei Kaufhäuser verübt. Bei Hertie und dem „Kaufhaus des Westens“ (KaDeWe) entzündeten sich in der Nacht zum Mittwoch Brandsätze. Bei Hertie in Neukölln brach das Feuer in der Herren-Konfektionsabteilung gegen 0.15 Uhr aus, der zweite Brandsatz explodierte knapp zwei Stunden später in der Teppichetage des zum gleichen Konzern gehörenden KaDeWe.
Ein „Kommando Axel Nawrocki“ bekannte sich telefonisch bei mehreren Krankenhäusern zu dem Anschlag. Axel Nawrocki ist der Geschäftsführer der Berliner Olympia GmbH. Die GmbH wird von beiden Filialen als Sponsor unterstützt.
Der in Neukölln entstandene Sachschaden wird von Hertie auf mehrere Millionen Mark geschätzt. Der Schaden entstand hauptsächlich durch das Wasser der ausgelösten Sprinkleranlage. Weil Geschäftsleiter Christian John von Freyen auf Anraten der Polizei vorsorglich die Hausfeuerwehr des KaDeWe warnte, konnte der Schaden durch die Löschanlage gering gehalten werden. Personen wurden nicht verletzt. Die schon in der Nacht arbeitenden Aufräumteams sorgten dafür, daß beide Kaufhäuser ihre Pforten pünktlich öffnen konnten. Lediglich 100 Quadratmeter Ladenfläche von Hertie war auch am Nachmittag noch anzusehen, daß es gebrannt hatte.
Noch vor Bekanntwerden der Anrufe des „Kommandos Axel Nawrocki“ vermutete der Staatssekretär der Innenverwaltung, Eike Lancelle, die Täter bereits im Kreis der „NOlympia“-Bewegung. In einer Presseerklärung nahm Lancelle die Ermittlungsergebnisse des Staatsschutzes vorweg: Diese Vorfälle zeigten, daß Teile der Anti-Olympia-Bewegung „den Weg der Eskalation von Gewalt und Kriminalität beschreiten“. „Teilen der Politik“ und „bestimmten Presseorganen“ warf er vor, die Anti-Olympia-Bewegung zu verharmlosen und ihrem Abgleiten in die Kriminalität vorschub zu leisten. „Nunmehr geht die Saat auf, die durch den schändlichen Anti-Olympia-Film der Abgeordneten Demba gesät wurde“, sagte der Staatssekretär. Demba ist sportpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Grüne.
Auch Senatssprecher Michael Butz hielt sich ebenfalls nicht dabei zurück, vermeintliche Unterstützerkreise zu benennen. „Dem zusammengewürfelten Grüppchen von Außenseitern aus Vertretern der PDS, AL/Bündnis 90 und der sogenannten autonomen Szene“ seien die seriösen Argumente offensichtlich ausgegangen. Er forderte die beiden angesprochenen Parteien auf, sich eindeutig von jeder Form der Gewaltanwendung zu distanzieren.
Renate Künast, justizpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Grüne, bezeichnete Lancelle daraufhin als einen „Hetzer“, der eine bürgerkriegsähnliche Situation wolle, „um richtig reinhauen zu können“. Weil die Olympiabewerbung zu scheitern drohe, suche er schon jetzt einen „Sündenbock“. Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Helmut Fechner, wehrte sich dagegen, „diejenigen Berliner, die mit guten Gründen gegen Olympia auftreten, zu diffamieren und zu kriminalisieren“. Er forderte die Teilnehmer der Anti- Olympia-Demonstration am kommenden Sonntag, bei der rund 10.000 Menschen erwartet werden, zu einem friedlichen Marsch ohne Gewalt und Ausschreitungen auf. Die Polizei rechnet mit 200 bis 300 militanten Olympia-Gegnern. Ab Samstag wird sich die Prüfungskommission des IOC in Berlin aufhalten. Im Vorfeld dieses Besuches eskalierten bereits in den letzten Tagen die Auseinandersetzungen um Berlins Olympia-Bewerbung, der Staatsschutz ordnete gar die Weitergabe der persönlichen Daten von 217 angeblichen Olympiagegnern an. Einen entsprechenden Bericht der taz bestätigte gestern der Polizeisprecher Hans-Eberhard Schultz. Jörg Welke
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen