: Architektur-Potpourri der „S-Klasse“
■ Daimler stellt überarbeiteten Entwurf für Potsdamer Platz vor / Sechs Architekten beteiligt, Erdaushub beginnt im Herbst
Berlin. Das Bauvorhaben von Daimler-Benz am Potsdamer Platz droht zu einem Architektur-Potpourri zu werden. Quadratische Ungers-Bunker, massige Isozaki- Hallen, luftige Rogers-Konstruktionen und speermäßige Kollhoff- Monumente sollen als eine Miniatur-IBA präsentiert werden – von Baumeistern der sogenannten „S-Klasse“. Nach der sechsmonatigen „Optimierungsphase“ des Daimler-Projekts, das in Abstimmung mit dem Architekten Renzo Piano (Genua) und der Senatsbauverwaltung durchgeführt wurde, „kann nun mit der Detailplanung begonnen werden“, sagte gestern Daimler-Vorstandsmitglied Manfred Gentz.
Neben Renzo Piano, dem ersten Preisträger des Bauwettbewerbs vom September 1992, sollen sechs weitere Architekturteams einzelne Bauabschnitte übernehmen. Dabei fällt dem Messebauarchitekten Oswald Mathias Ungers die Aufgabe zu, ein Seniorenstift zu bauen. Der japanische Olympiahallenbauer Arata Isozaki darf sich an Bürohäusern versuchen. Hans Kollhoff reicht seine abgelehnten Hochhausentwürfe für den Potsdamer Platz nach, und der Spanier Rafael Moneo entwirft das Hotel. Für Renzo Piano selbst bleiben ein Hochhaus, das Musical-Theater, Wohnbauten und das Kaufhaus.
Der neue Masterplan Pianos verzeichnet mehrere Veränderungen gegenüber dem ersten Entwurf: Die Anordnung und Dimensionierung der Gebäude wurde überarbeitet, die Straßenführung und Nutzung der Bauten festgelegt. Die Bruttogeschoßfläche reduzierte der Architekt von 340.000 auf 330.000 Quadratmeter. Die Gebäudehöhe mit 27 Metern paßte er der Traufe des Weinhauses Huth an. Hilmer und Sattler hatten ursprünglich 35 Meter Höhe vorgesehen. Allein am Potsdamer Platz und am Landwehrkanal schießen weiterhin Hochhäuser bis zu 80 Metern in die Höhe. Wenig verbessert erscheint auch die Wasserlandschaft und die überdimensionale Piazza vor dem Musical-Theater. Der künstliche See verwandelt den zentralen Ort in eine vorstädtische Kulisse.
Mit dem Beginn der Erdarbeiten rechnet Manfred Gentz im Herbst dieses Jahres. Im Frühjahr 1994 soll der Bebauungsplan vorliegen, so daß im April der „erste Spatenstich“ erfolgen kann. Das 2,7 Milliarden Mark teure Bauvorhaben soll 1998 beendet sein. Gentz betonte, daß die Baumaßnahmen nur begonnen werden könnten, „wenn der Senat entsprechende Voraussetzungen erfüllt“. So müßten die Verkehrsbauwerke „vor dem Bezug der Bauten“ fertiggestellt sein. Neben der verbindlichen Aufnahme des Straßentunnels in den Bebauungsplan sei wichtig, daß der Tunnel rechtzeitig „gedeckelt“ sei und ausreichend Zu- sowie Abfahrten gebaut würden. Außerdem verlangte Gentz die Anbindung des Platzes an den öffentlichen Personennahverkehr und die „Sicherstellung“ der 1.500 externen Autostellplätze.
Bausenator Nagel sieht sich indessen nicht in der Plicht. Vielmehr liege der Senat mit der Planung der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur, insbesondere für den Straßentunnel, sowie den S- und U-Bahn-Anlagen voll im Zeitplan. Dem Beginn des Baus im Herbst stehe nichts im Wege. Die Baugenehmigungsbehörden stünden „Gewehr bei Fuß“, teilte der Bausenator mit. Rolf Lautenschläger
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