: USA droht Belgrad
■ Izetbegovićs Rückzieher / Kämpfe zwischen Muslimen und Kroaten
Zagreb/Belgrad (AFP/taz) – Angesichts der unnachgiebigen Haltung des selbsternannten „Präsidenten“ der bosnischen SerbInnen zum Vance-Owen-Friedensplan sieht sich der bosnische Präsident Alija Izetbegović nicht mehr an seine Unterschrift unter das Papier gebunden.
Damit dürfen die Friedensbemühungen der internationalen Vermittler Vance und Owen als gescheitert angesehen werden. US-Sonderbotschafter Reginald Bartholomew forderte derweil in Belgrad den serbischen Präsidenten Slobodan Milošević auf, alle serbischen Militäraktionen in Bosnien-Herzegowina zu beenden. Die bosnischen SerbInnen müßten nun schnell den Vance-Owen-Plan unterschreiben. Die US-Regierung ziehe eine Aufhebung des Waffenembargos gegen Bosnien „sehr ernsthaft“ in Betracht. Eine Entsendung von US-Bodentruppen nach Bosnien, um dort Frieden zu schaffen, wurde in Washington dagegen erneut ausgeschlossen.
Nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) traf am Donnerstag ein weiterer Hilfskonvoi aus Belgrad in der belagerten ostbosnischen Stadt Srebrenica ein. Die moslemischen Behörden verboten erneut die Evakuierung von Verletzten aus der seit Monaten belagerten Stadt.
Nach Angaben der UN-Schutztruppe (UNPROFOR) war Srebrenica am Mittwoch erneut beschossen worden. Die serbischen Truppen seien bis zu zwei Kilometer an den Rand der Stadt vorgestoßen. Die serbische Nachrichtenagentur Tanjug dementierte in Belgrad die Angriffe.
Verbände der bosnischen KroatInnen liefern sich seit Mittwoch erneut schwere Kämpfe mit den nominell Verbündeten MuslimInnen. Nach Angabe der UNO hat es bei Jablanica, auf der Straße zwischen Sarajevo und in dem von Kroaten kontrollierten Mostar Zusammenstöße gegeben. Laut Berichten von Radio Sarajevo blockierten kroatische Verbände alle Straßen nach Mostar.
Wie das bulgarische Außenministerium mitteilte, verletzte ein rumänischer Tankschleppzug am Montag auf der Donau das über Rest-Jugoslawien verhängte UN- Embargo. Das rumänische Außenministerium dementierte diese Berichte. rr
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