Rehabilitation für gefallene Fußballer

■ FC St. Pauli: Werbevorführung für neue Verträge oder erneut unsäglich schlimmes Gebolze gegen Freiburg (Sonntag)

Werbevorführung für neue Verträge oder erneut unsäglich schlimmes Gebolze gegen Freiburg (Sonntag)

Philosophiestudenten, die für Geld kicken. Finanzbeamte, die von Autonomen bejubelt werden. Aber nicht nur soziologisch betrachtet ist die sonntägliche Partie zwischen dem FC St. Pauli und dem SC Freiburg interessant. Der Tabellenführer ist zu Gast bei dem Club, der die meisten Anhänger dazu inspirieren kann, die Auftritte ihrer Mannschaft im heimischen Ambiente zu besuchen. Wären da nicht die grottenschlechten Leistungen der Kiezkicker in jüngster Zeit — die Ober- Sankt-Paulianer würden fluchen ob der Tatsache, daß nur 20 000 Menschen im Wilhelm Koch Stadion Platz finden. Die unsäglich schlimmen Begegnungen gegen Oldenburg und bei den Stuttgarter Kickers in Erinnerung werden allenfalls 16 000 am Millerntor erwartet.

Die abstiegsbedrohten Jungs aus dem Hamburger Schmuddelviertel haben sich jedenfalls viel gegen die Badenser vorgenommen. Der FC St. Pauli will sich rehabilitieren, den Zuschauern endlich wieder so etwas zeigen, was den Namen Fußball verdient. „Freiburg ist die beste Mannschaft der Liga. Bei so einem Gegner will man sich natürlich beweisen und auf jeden Fall ein gutes Spiel zeigen“, fordert deshalb Trainer Seppo Eichkorn selbstbewußt. Sein Team ist trotz nur zwei Niederlagen aus den letzten 14 Spielen auf Rang 14 abgerutscht (33:37 Punkte). Eichkorn: „Wir brauchen jetzt alle Zähler aus den verbleibenden Heimspielen.“ Verlassen kann sich der St. Pauli- Coach gegen Freiburg — mit 21:13 Punkten die stärkste Auswärtsmannschaft der Liga — immerhin noch auf die Rückendeckung durch die Fans.

Sportlich haben sich die Verlet-

1zungssorgen bei St. Pauli stark gelindert. Bis auf Jörn Schwinkendorf (Nasenbeinbruch), Petri Järvinen (Bänderdehnung) und Ralf Sievers (Infektion am Herzen) kann Eichkorn wieder auf seine Wunschelf zurückgreifen. Im Abwehrbereich wird wahrscheinlich Torsten Fröh-

1ling eine Chance bekommen, für Järvinen soll Martino Gatti zum Einsatz kommen. Fraglich bleibt, wie sich die Zuspitzung der Vertragsverhandlungen auf die Leistung der zuletzt unsicheren Kicker auswirkt. Die sensiblen Nervenkostüme der Kicker scheinen vollends

1außer Rand und Band gebracht. Schließlich sollen die sich bisher fast auf Erstliganiveau befindlichen Gehälter um rund 30 Prozent gekürzt werden und Leistungszuschläge statt Auflaufprämien gezahlt werden. Bislang liefen alle Gespräche zwischen der Geschäfts-

1führung und den balltretenden Angestellten ergebnislos. „Ich habe der Mannschaft gesagt, daß so ein 0:4 wie gegen Stuttgart die Karten im Vertragspoker nicht gerade stärkt. Der kämpferische Einsatz sollte jedoch für alle selbstverständlich sein“, so Eichkorn. kader