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Die High-Tech im Mitfahrwesen

■ Vorbei ist die Zeit der freakigen Ente-FahrerInnen: vernetzte Mitfahrzentrale für alle

Die High-Tech im Mitfahrwesen

Vorbei ist die Zeit der freakigen Ente-FahrerInnen: vernetzte Mitfahrzentrale für alle

„Wenn unser System optimal genutzt würde, würde es die typischen Stau-Bilder nicht mehr geben.“ Manfred Denger von der Bremer Mitfahrzentrale „Citynetz“ in der Horner Straße ist sich seiner Sache sicher. Die ist im Grunde nichts Neues und doch neu: das Prinzip der Mitfahrzentralen gibt es schon seit 1955, doch die seit rund einem Jahr im „Citynetz“-Verbund zusammengeschlossenen 22 deutschen Mitfahrzentralen wollen nun mit High- Tech dem Verkehrschaos zu Leibe rücken — und AnbieterInnen und MitfahrerInnen das Leben leichter machen.

Vorbei sei die Zeit der freakigen EntefahrerInnen: die Geschäftsfrau von heute läßt ihr Auto auch schon mal stehen, ruft bei der Mitfahrzentrale an und ihr Mitfahrwunsch wird im Computer gespeichert; kaum trudelt die passende Fahrerin ein, klingelt auch schon das Geschäftstelefon: Rückruf im Service inbegriffen.

Das neue dabei ist die bundesweite Daten-Vernetzung: Wenn Frau A von Bremen nach München und wieder zurück fährt, dann weiß nicht nur wie bisher die Bremer Mitfahrzentrale davon, sondern auch die in München; die kann die Plätze für die Rückfahrt verkaufen. So werden die Kapazitäten und freien Plätze besser genutzt, ein Weg raus aus dem Stau. Nach dem bisherigen System — das mit den riesigen Tafeln und dem Zettelwust — mußte Frau A nach Ankunft in München erstmal die dortige Mitfahrzentrale kontakten, am Wochenende oft ein schwieriges Unterfangen. Wer clever genug war, sich in beiden Zentralen zu melden, hatte entweder unendlich zu telefonieren, oder einzelne Plätze wurden schon mal doppelt verkauft. Und für die MitfahrerInnen ist es vorbei mit der Unsicherheit: ob es wohl die passende Rückfahrt gibt?

Sonderwünsche sind inbegriffen: Frauen nehmen Frauen mit, NichtraucherInnen NichtraucherInnen. Kindersitze können gegen eine Gebühr von fünf Mark in einer „Citynetz“-Filiale angemietet, in der zweiten wieder abgegeben werden. Und MitfahrerInnen brauchen nur noch zum Telefon zu greifen: Die Vermittlungsgebühr kann vom Konto abgebucht werden.

Rund die Hälfte billiger als eine normale Bahnfahrkarte sind die Kosten: die Strecke Bremen - Berlin zum Beispiel kostet maximal 34 Mark, Bremen — Hamburg 12 Mark, Bremen — Paris 68 Mark. Für die FahrerInnen springt dabei pro Nase ein Betriebskostenanteil von rund sechs Pfennig pro Kilometer heraus.

Gegen eine Gebühr von 2 Mark können die MitfahrerInnen eine zusätzliche Versicherung abschließen: die garantiert im Falle eines Falles die Erstattung der Fahrtkosten mit dem Taxi zum nächsten Bahnhof und ein Bahnticket 2. Klasse zum Zielort; gegebenfalls auch eine Übernachtung. Und krumme Dinger sind nicht drin: Für notorische Raser, Fahrer, die die Finger nicht vom Alkohol lassen, oder Männer, die Frauen sexuell belästigen, existieren „Schwarze Listen“ — ebenfalls bundesweit und vernetzt. Für diese Leute gibt es unter der bundesweit einheitlichen Telefonnummer 19444 keinen Anschluß mehr. skai

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