piwik no script img

Lachnummer

Wenn Sie in den kommenden Tagen einen Mann durch die Stadt irren sehen, der verzweifelt sein Büro sucht: Sprechen Sie ihn vorsichtig an und führen Sie ihn zum Verwaltungsgebäude der Stadtwerke. Es muß sich um den Vorständler Jörg Willipinski handeln. Der leidet nämlich an akutem Gedächtnisverlust.

Was sich Willipinski gestern im Untersuchungsausschuß der Bürgerschaft geleistet hat, das war schon frech. Daß er sich an alles mögliche ziemlich genau erinnern kann, nur nicht an die Vorstandsdiskussion zu den Spenden der Stadtwerke an die SPD, das zu behaupten ist möglicherweise sein gutes Recht. Aber glauben muß man das wirklich nicht. Als sei eine Parteispende von 90.000 Mark an den eigenen Verein eine Petitesse am Rande. Willipinski — eine Lachnummer!

Es scheint, als würde sich der Untersuchungsausschuß am Stadtwerkevorstand die Zähne ausbeißen. Mit kohlscher Breitärschigkeit wird das hartnäckigste Nachfragen ausgesessen. Daß in Bremen das Geld von Genosse zu Genosse geflossen ist, das wußten wir schon. Wie das genau passiert ist, das werden wir vermutlich von den Willipinskis nicht erfahren. Bleibt nur zu hoffen, daß sich einer mal traut, den Schweige-Filz zu durchstoßen. Jochen Grabler

Lesen gegen das Patriarchat

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen