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■ Press-SchlagFelix' Wiederkehr

Ein Gespräch? Nur wenn es unbedingt sein muß. Eigentlich hat Felix Magath wenig Lust, öffentlich zu erörtern, warum er dieses so macht und anderes so, aber wenn einer wie er nach langer Abstinenz seine Bundesliga-Rückkehr ankündigt für die nächste Saison, als Co-Trainer beim HSV, dann ist das schließlich von allgemeinem Interesse. Außerdem hat Magath ja auch viel zu erzählen, und nicht nur über Fußball. Der Mann mag die Kunst, ist belesen, ein Könner auch im Schach. Doch wozu? An tiefgehenderen Gesprächen sei in der Balltreterbranche eh keiner interessiert, sagt Magath, „die Leute hören lieber knappe, vereinfachte Sachen“. Also hat er es beizeiten vorgezogen zu schweigen. Speziell Journalisten gegenüber wahrte er immer Distanz, da kungelte er nicht, und deshalb schossen die sich auf ihn ein. Kein schwaches Spiel wurde ihm verziehen, zumal nicht in der Nationalmannschaft. Zu dick sei er, schrieben sie, ein Mitläufer, nicht laut genug für einen Regisseur. 43 Länderspiele hat er gemacht, war Europa- und Vizeweltmeister, doch niemals unumstritten.

Aber anbiedern, um die Chronisten zu besänftigen? Ohne Magath. Als er 1986 Manager beim HSV wurde, teilte er den Bild-Leuten mit, er denke nicht daran, sie exklusiv mit Auskünften zu versorgen, sondern stehe der gesamten Presse offen gegenüber. „Danach“, sagt Magath, „waren die meine Freunde.“ Für alles, was schief lief, machten sie den Manager- Novizen verantwortlich; er sei der Totengräber des Vereins. Er, der dreimal Meister war mit dem HSV, Sieger im Pokalsiegercup 1977 (2:0 im Endspiel gegen Anderlecht, ein Tor Magath), Sieger im Meistercup 1983 (1:0 im Endspiel gegen Juventus, Tor Magath). Zwei Jahre hielt er aus als HSV-Manager, dann ging er nach Saarbrücken, später nach Uerdingen. Die Giftgriffel waren immer dabei; daß Uerdingen mit ihm abstieg, hielten sie ihm vor und anerkannten nicht, daß er ein völlig neues Team formierte, das direkt den Wiederaufstieg schaffte. Nur Nieten habe er eingekauft, hieß es, dabei verdient der HSV noch heute an John Jensen, den Magath einst holte, und was bitte ist mit Stepane Chapuisat, von Magath nach Uerdingen transferiert? Nirgendwo habe er in Ruhe arbeiten können, „überall zählt nur der schnelle Erfolg“, herausgekitzelt von Dampfplauderern wie Neururer und Lattek. Frustriert tauchte Magath in die Verbandsliga ab und coachte die Kicker des FC Bremerhaven; die steigen vielleicht bald in die Oberliga auf.

Im Profifußball Manager sein will Magath nie mehr, Cheftrainer schon gar nicht. Wenn er im Sommer zurückkehrt in die Bundesliga, dann deshalb, „weil ich als Co-Trainer beim HSV im zweiten Glied arbeiten kann, junge Spieler behutsam an die erste Mannschaft ranführen“. Und wenn die Kritiker die Stationen seiner Laufbahn aneinanderreihen und darin den Weg eines Gescheiterten sehen, wird Felix Magath damit leben können. Er weiß, was er geleistet hat; ein Mann von fast vierig Jahren, der unabhängig ist und niemandem mehr Rechenschaft schuldig. Holger Gertz

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