Kopfschmerzen und Hautflecken in Tomsk

■ Neue radioaktive Wolke entdeckt

Oslo (taz) – Die Bevölkerung in der Umgebung von Tomsk klagt in wachsendem Maße über auffallende Gliederschmerzen und ähnliche Gesundheitsbeschwerden: Steife und angeschwollene Finger und schwarze Flecken um das Nagelbett.

„Wir fühlen uns nicht gut, haben ganz oft Kopfweh und das mit den Fingern ist vor allem am Morgen, nach dem Aufwachen“, zitiert ein Korrespondent der norwegischen Nachrichtenagentur NTB, der sich derzeit in Tomsk aufhält, am Freitag beispielhaft einen von vielen Bewohnern aus der Umgebung von Tomsk. Es handle sich dabei um Beschwerden, die erst vor einigen Tagen derart massenhaft aufgetreten seien und vor der Explosion im Plutoniumwerk unbekannt waren.

Über Kopfweh, so berichtet der Leiter der regionalen Umweltkommission von Tomsk, Oleg Kotikow, dem NTB-Korrespondenten, sei schon vorher geklagt worden: „Regelmäßig jeden Samstag hatte die halbe Stadt Kopfweh und es hatte wirklich nichts mit Wodka zu tun.“

Kotikow vermutet in diesem Zusammenhang, daß aus der geheimen Militäranlage Tomsk-7 radioaktive Strahlung entwichen sei. „Nach dem Unfall“, erzählt Kortikow, „wurden Radar, Satelliten und Flugzeuge mit Meßinstrumenten aktiviert. Sie haben eine Wolke mit ionisierten Partikeln in zwei Kilometer Höhe und mit einem Umfang von 20 mal 20 Kilometern entdeckt. Viele Experten haben uns gesagt, daß das eigentlich mit dem Unfall gar nicht zusammenhängen könne. Vielleicht hing die ja da schon lange, oder wurde jede Woche neu da hochgeblasen?“ Reinhard Wolff