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Auf nach Mallorca!

■ Sechs Blaumeiers hoben gestern vormittag zum Urlaub ihres Lebens ab

Der Grenzschützer beim Einchecken wird schrill: „Ohne Bordkarte kommt hier niemand durch!“ Irrtum: der kleine Trupp Mallorca-Reisender ist schon durch. Kurz vorher war der Geschäftsführer des Flughafen-Restaurants dem Zusammenbruch nahe: Hatten dieselben Leute doch kurzerhand einige Service- Tische auf der Besucherterrasse beschlagnahmt, um mit Freund Innen und Selbstgebackenem den Abflug zu feiern (Sekt floß in Strömen). Ach und erst das Amt für soziale Dienste: Mußte sich mit einem ungebührlichen Antrag herumschlagen des Inhalts, daß sechs ehemalige „Blankenburger“, die viele Jahre lang in der Langzeitpsychiatrie weggesperrt waren und jetzt in betreuten Wohngemeinschaften leben, nun auch noch Urlaub auf Mallorca machen wollen. Wie alle anderen. Unglaublich! Wo ist da der therapeutische Wert, das Konzept? Wenn sich sowas rumspricht!

Dabei hatten Werner Bress, Erich Harwarth, Anita Schäkel, Herman Hanko, Karoline Lutter und Anneliese Pilz selbst auf ihre große Reise ins Land, wo die Orangen blühen, gespart. Alles, was sie wollten, war die Kostenübernahme für die beiden Betreuer. Abgelehnt.

Gestern, 12.20 Uhr hob die Maschine Richtung Palma ab. Mit den Blankenburgern. Die „Initiative“ (zur sozialen Rehabilitation und Vorbeugung psychischer Erkrankungen e. V.), die in Bremen 109 ehemalige Psychiatriepatient Innen in 25 Wohngemeinschaften betreut, hatte einen grandiosen Abschieds-Brunch organisiert, um die Nerven zu beruhigen. Das war nötig: Frau Lutter hatte nur einen Kaffee am Morgen getrunken und war flippig, Herr Hanko überprüfte nervös mehrfach seine Rasierutensilien, und Flugzeugwitze machten wie zur Beschwörung die Runde („Erich, wir sitzen im Nichtraucher, zum Rauchen mußt du aussteigen“). Auf der Gangway bekam Frau Schäkel noch einmal kalte Füße, mehr schob man sie, als daß es sie zog. Doch um 12.20 Uhr gab's kein Zurück mehr: Das Abenteuer Mallorca nahm seinen Lauf. Toi toi toi! Bus

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