Rot ist der Maien — und sehr sommerlich

■ Eine kleine Auswahl aus den Veranstaltungen zum Tag der Arbeit

Berlin. Pflichtbewußte BerlinerInnen, die dem Mai und mehr oder weniger dubiosen Traditionen huldigen wollen, dürften am Wochenende ins Schwitzen kommen. Das Sommerwetter soll anhalten, und die Palette partei- oder konsumorientierter Angebote ist schweißtreibend groß.

Stressig wird der 1. Mai zum Beispiel für Fans der PDS. Nach der Auftaktkundgebung am Rosa- Luxemburg-Platz (9.15 Uhr) und einem „Zug der Widerspenstigen“ zur DGB-Kundgebung geht es zum Fest rund um das Karl-Liebknecht-Haus. Einen Abstecher in die Geschäftsstelle Alt-Marzahn 64 empfiehlt nachdrücklich der Marzahner Bezirk, dessen „Einheitskomitee“ ab 13 Uhr behauptet: „Rot ist der Mai.“ Und die Friedrichshainer GenossInnen laden um 14 Uhr in den Verlag des Neuen Deutschland.

Die SPD ruft alle BerlinerInnen dazu auf, den aktuellen Kampf der Metaller zu unterstützen. Am IG- Metall-Haus in der Alten Jakobstraße wird die Demo beginnen. Für kampfmüde, aber nicht fußfaule FreundInnen bieten viele SPD-Bezirksverbände einen Tanz in den Mai oder ein 1.-Mai-Fest an.

Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) will versuchen, bei einem „Hof-Info-Fest“ Informationen mit einem musikalischen Programm zu „mixen“. „Gegen Sozialabbau – für soziale Gerechtigkeit“ ist der Titel der Quirlerei, die um 12.30 im DAG-Haus an der Blissestraße beginnt, das bei der Gelegenheit in „Siegfried-Aufhäuser-Haus“ (Gewerkschaftsführer in der Weimarer Republik, d. Red.) umbenannt werden soll. Zur Teilnahme an den Demos der Gewerkschaften ruft auch der Landeselternausschuß städtischer Kindertagesstätten auf, um gegen den Stellenabbau zu protestieren.

Eine „Begegnung der Generationen“ verspricht die Kreuzberger Arbeiterwohlfahrt im Seniorenheim in der Stallschreiberstraße. Von 15 bis 19 Uhr sollen bei einem Erwachsenen- und einem Kinderfest Menschen jeden Alters auf ihre Kosten kommen.

Unpolitisch läßt sich der Feiertag auf dem Wasser begehen: Von 10 bis 18 Uhr findet am S-Bahnhof Treptow das zweite Treptower Hafenfest für alle BerlinerInnen statt, die sich von den Stargästen Frank Zander (Samstag) und Fips Asmussen (Sonntag) nicht abhalten lassen. Definitiv „nur für junge Leute“ ist dagegen nach Ansicht des Schoko-Ladens Mitte seine „Fischkopfparty“ am Samstag ab 22 Uhr. Harte Tanzlieder aus dem hohen Norden soll „Die rote Laterne“ spielen.

Bereits heute wollen Hexen, Hexenmeister und -kinder den Festplatz am See im Britzer Garten in Besitz nehmen. Ab 18 Uhr werden sie zu mittelalterlicher Musik Karten legen, aus der Hand wahrsagen und Feuer schlucken, bis um 22 Uhr ein gewaltiges Walpurgisfeuer entzündet wird. Ebenfalls feuergewaltig, aber hexenlos wird der April im Erholungspark Marzahn ab 11 Uhr verabschiedet. Zum Programm gehören Frühschoppen-Musik und ein Kinderprogramm. nig