: Sport-Männer verbieten Frauenfest
■ Hamburger Sport-Bund spricht Präsidenten Vertrauen aus
Hamburg (taz) – Der Hauptausschuß des Hamburger Sport- Bunds (HSB) hat seinem wegen homosexuellenfeindlicher Äußerungen in Kritik geratenen Präsidenten Friedel Gütt das Vertrauen ausgesprochen. Gütt zur taz: „Ich bin natürlich total happy. Die haben gesagt: ,Wir wissen, wie du denkst, da brauchen wir nicht große Erklärungen‘.“ Der Abstimmung ging eine Debatte voran, in deren Verlauf die Vorsitzende des Frauenausschusses angegriffen wurde, weil sie es gewagt hatte, Gütt öffentlich zu kritisieren.
Der HSB-Chef hatte in einem Interview mit Studentinnen unter anderem gesagt, der Sport dürfe sich nicht mit etwas behängen, das abschreckt, „Lesben, Ausländer, was auch immer“. Und weiter: „Ich würde meine Tochter nirgendwo hinschicken, wo sie Gefahr läuft, daß ihr eine andere Frau unter den Rock greift“. Dabei bezog sich Gütt auf das Abschlußfest der letzten Frauensportwoche, auf dem angeblich „kopulierende lesbische Pärchen“ gesichtet wurden. Der HSB-Hauptausschuß hat denn obendrein verfügt, daß es ein solches reines Frauenfest nicht wieder geben darf. Gütt zur taz: „So ein Frauenfest, das umqualifiziert werden kann, da habe ich ein direktes Verbot des gestrigen Hauptausschusses.“ Der Frauenausschuß sei beauftragt, sich fürs nächste Mal etwas Neues zu überlegen. Ein Fest am Vormittag könnte gestattet werden: „mit einer hübschen Jazz-Kapelle, Kaffee und Bier“.
Kennerinnen der Hamburger Sportszene wundert das Votum des HSB-Hauptaussschusses überhaupt nicht: „Der HSB ist einfach ein Männerklub. Das sind Fossile dieser Gesellschaft“, sagt die sportpolitische Sprecherin der Hamburger Grünen, Ulla Bussek. „Diese ganze Szene ist einfach abschreckend.“ Während ihr Anmachen von Lesben im Sport nicht bekannt sei, habe sie oft gehört, „daß Mädchen regelrecht durch die Trainerbetten hüpfen müssen“.
Auch bundesweit haben die Gütt-Sprüche Empörung hervorgerufen. „Es ist typisch, unliebsame Gruppen dadurch zu stigmatisieren, daß man ihnen kriminelle Handlungen unterstellt“, sagte Jutta Oesterle-Schwerin vom Bundes-Lesben-Ring. Sie rechnet damit, daß künftig häufiger solche Stellungnahmen herauskommen, „weil wir Lesben sichtbarer geworden sind“. kaj
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