: Ein Kind ist ein Kind ist ein Kind
■ betr.: "Der Babykrieg", taz vom 22.4.93
betr.: „Der Babykrieg“,
taz vom 22.4.93
Ein Kind ist ein Kind ist ein Kind. Zu einem Serben, einer Deutschen, einem Moslem, einer Sozialistin wird es erst gemacht. Linke IdeologInnen und rechte NationalistInnen treffen sich manchmal darin, daß sie meinen, es könne am besten bei seiner biologischen Mutter, auf jeden Fall aber in seinem Geburtsland aufwachsen (Brecht war bekanntlich anderer Meinung). Hat sich aber eine Mutter, aus welchen Gründen auch immer, entschlossen, das Kind abzugeben, wird sie von den linken IdeologInnen als Marionette ihrer Umgebung dargestellt, die nicht in der Lage ist, eigene Entschlüsse zu fassen.
Die Darstellung der adoptierenden Eltern folgt einem festen Klischee: „Unglücklich dreinschauende Ehepaare sprechen in einem perfekt eingerichteten Kinderzimmer von ihrer Hoffnung, ein Kind zu bekommen.“ Zwischen den Zeilen zu lesen: Vorsicht, pervertierter Brutpflegetrieb!
[...] Natürlich wünschen wir uns alle, es mögen die Zustände auf der Welt so sein, daß es nur noch erwünschte Kinder gibt, und natürlich müssen wir darauf hinarbeiten. Aber wir kommen dem doch keinen Schritt näher dadurch, daß wir die verlassenen Kinder in überfüllten Heimen oder auf der Straße vegetieren lassen. Ein Kind aufzunehmen bedeutet doch nicht, die langfristige Argumentation aufzugeben. [...] Christiane Rattinger, Offenburg
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