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Engholm: Der Fluch des späten Geständnisses

■ Folgt der SPD-Präsidiumssitzung heute der Rücktritt? Dann will Schröder antreten

Berlin (taz) – Engholms Version von der Gnade der späten Information hat sich in einen Fluch verwandelt. Heute wird der Noch-SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat vor dem Präsidium der Partei einräumen, daß er 1987 doch schon eine Woche früher, als bisher zugegeben, von den Pfeifferschen Machenschaften gegen ihn erfahren hatte. Ausgerechnet der sonntäglichen Boulevardzeitung des Springer-Konzerns, der seinerzeit den Journalisten Pfeiffer in Barschels Dienste weitergereicht hatte, gestattete er an diesem Wochenende, die scheibchenweisen Enthüllungen mit peinlichen und teilweise verworrenen Selbstbekenntnissen zu garnieren.

O-Ton Engholm: Es gebe „Situationen, in denen man zögern darf mit der Veröffentlichung dessen, was einem bekannt wird, weil man ernsthaft zweifelt, ob es wahr ist“. Und: „Ich habe das als Petitesse (also Kleinigkeit) gewertet.“

Während Bild am Sonntag sich mit der Engholmschen Stimmungslage bestens vertraut zeigte („derzeit nicht ungelassen“), versprach Parteisprecherin Cornelie Sonntag das ganze Wochenende über lediglich, am Montag werde der Chef alles aufklären. Selbst bei SPD-Abgeordneten wie Peter Paterna, dem Vorsitzenden des Postausschusses im Bundestag, stieß dieses Krisenmanagement auf Kritik: Es sei „wundersam“, sich erst Bedenkzeit auszubitten und dann am Sonntag Interviews zu geben. Das hätte er sich verkneifen können.

Schwer zu verstehen ist auch, warum weder Engholm noch der sich am Freitag äußerst verwirrt zeigende Fraktionschef Klose auf die jetzige Situation vorbereitet waren. Schließlich berichtete der Spiegel schon vor Wochen von dem denkwürdigen Gespräch am 7. September 1987 mit Reiner Pfeiffer, an dem neben den Engholm-Vertrauten Nilius und Jansen auch Engholms Anwalt Peter Schulz teilgenommen hatte. Schon damals wollte niemand glauben, daß Schulz seinen Mandanten nicht umgehend von dem Gesprächsverlauf informiert hatte.

Den bevorstehenden Rücktritt ihres Spitzenkandidaten vor Augen, beantworteten ungenannte „Bonner Parteikreise“ die Erklärung des Hannoveraner Regierungssprechers Uwe-Karsten Heye, sein Chef Gerhard Schröder sei in diesem Fall zur Kanzlerkandidatur bereit, mit einer Dolchstoßlegende: Schuld an Engholms Verzicht sei „auch die mangelnde Solidarität etlicher Parteifreunde“. MR Tagesthema Seite 3, Kommentar Seite 10

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