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Rostocker Rechte mit Pflastersteinen unterwegs

■ Jugend- und Frauenzentrum überfallen

Berlin (taz) – Wer Rostock hört, denkt an Lichtenhagen; wer Lichtenhagen hört, denkt an Randale von rechts. Am Dienstag nachmittag ist die rechte Rostocker Szene wieder losgezogen. Diesmal ging es nicht gegen Flüchtlinge, sondern gegen das autonome Jugendzentrum JAZ und den „Frauen-Kultur- und Bildungsverein Begine“. „Plötzlich flog ein Hagel Pflastersteine in unser Café“, erzählt Mitarbeiterin Brigitte Linkner, „anschließend Tränengas. Wir dachten, es brennt.“ Im Haus waren rund 20 Frauen und einige Kinder. Sie flüchteten durch ein Fenster ins Freie. Die Frauen gehen davon aus, daß der Angriff eigentlich dem JAZ galt, das direkt nebenan liegt. Das Jugendzentrum, in dem sich unter anderen Antifa- und Behindertengruppen treffen, hatte wiederholt Drohanrufe bekommen. Parole: „JAZ weg!“ „Für uns sind solche Angriffe schon fast Routine“, meint Mike aus dem Zentrum, „aber daß so viele am hellichten Tag kommen, hat niemand erwartet.“ Rund 50 Jungmänner – bewaffnet mit Schlagstöcken, Steinen und Tränengas – wollten das JAZ stürmen, fanden Türen und Fenster gesichert und ließen daraufhin ihre Wut an der Fensterfront der „Begine“ aus. Die Polizei hatte einen Tip bekommen, daß mehrere rechte Gruppen diesen Überfall planten. Sie stand mit 40 bis 50 Beamten in Stellung – die den Angriff auf das Frauenzentrum nicht verhinderten. Später wurde die Polizei mit über 200 Mann verstärkt und nahm 44 Randalierer fest.

Seit gestern früh sind alle wieder auf freiem Fuß. Jürgen Deckert, Leiter der Polizeidirektion: „Die Festgenommenen waren überwiegend der uns bekannten Hooligan-Szene zuzuordnen.“ Doch mit Politik habe dieser Überfall nichts zu tun. Wie überall gebe es auch unter Rostocker Jugendlichen immer wieder „kleinere Scharmützel“. „Eine Verbindung zu Lichtenhagen herzustellen wäre fast unseriös.“ bam

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