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Flieger über Atomfabrik

■ Siemens Hanau dreimal überflogen

Frankfurt/Main (taz) – „Wir sind geschockt“, sagte gestern der stellvertretende Sprecher der hessischen Landesregierung, Georg Dick, nachdem – mit Zeitverzögerung – in Wiesbaden bekannt geworden war, daß ein zweimotoriges Flugzeug unbekannter Herkunft die Hanauer Atomanlagen mehrfach überflogen hat. Wie der Sprecher der Siemens-Brennelementewerke, Rainer Jend, auf Nachfrage bestätigte, habe bereits am Dienstag ein „privates Leichtbauflugzeug“ den gesperrten Luftraum über den Atomanlagen durchflogen. Weil das Kennzeichen nicht zu erkennen gewesen sei, habe Siemens den Vorfall der Polizei gemeldet und so Ermittlungen in Gang gesetzt. Eduard Bernhard vom BBU sagte, das Flugzeug sei in nur 100 Meter Höhe über der Plutoniumfabrik geflogen.

Die mangelnde Sicherung insbesondere der Ex-Alkem Altanlage gegen Flugzeugabstürze war einer der Hauptgründe dafür, daß der hessische Umweltminister Joschka Fischer die „Störfallanlage“ (Grüne) stillgelegt hatte. Das Landgericht Wiesbaden hatte diese Stillegung kurz vor Ostern für nicht legitim erklärt und der Firma Siemens einen Schadenersatzanspruch zugebilligt. Dagegen hat das Land Hessen Berufung eingelegt. Der Zwischenfall mit dem Flugzeug, so Georg Dick, habe jetzt deutlich gemacht, „daß auch Flugverbotszonen offenbar nicht verhindern können, daß Flugobjekte die Brennelementewerke überfliegen“. Bei einem Absturz sei dann das Rhein-Main-Gebiet ein „Katastrophengebiet“. Kpk

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