: Frauen gründen Nord-Forum
■ Bald jährliches Treffen für Mitarbeiterinnen aus Gleichstellungs- und politischer Bildungsarbeit
Frauen gründen Nord-Forum
Bald jährliche Treffen für Mitarbeiterinnen aus Gleichstellungs- und politischer Bildungsarbeit
Gleichgestellte Hebammen anno dunnemals
Für die Mitarbeiterinnen aus Frauenministerien und Wissenschaftlerinnen ebenso wie für Frauen aus Gleichstellungs-und politischer Bildungsarbeit gibt es im Norden künftig eine gemeinsame Plattform: ein „Frauen- Nord-Forum“. Am ersten Forum dieser Art haben sich in den vergangenen vier Tagen 60 Teilnehmerinnen aus den westlichen und östlichen Bundesländern in Norddeutschland beteiligt. „Ein Netzwerk für Frauen, quasi ein Pendant zur Hanse-Interregio auf Frauenebene“, erklärt Brigitte Dreyer den Sinn des Treffens. Sie ist bei der Landeszentrale für politische
hierhin die
Frauengruppe
Bildung in Bremen für Frauenfragen zuständig und hat das erste Frauen-Nord-Forum im Marriott- Hotel organisiert.
Schon mit dem Tagungsort und einem Senatsempfang im Rathaus wollten die Frauen ein Zeichen setzen: „Vielen Männern blieb die Luft weg“, schildert Dreyer ihre Erfahrungen der Vorbereitung, „es war, als ob wir das Rathaus erobern wollten.“ Finanziert wurde das Frauen-Nord-Forum von den Frauenministerien in Brandenburg und Bremen sowie den Landeszentralen für politische Bildung in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Teilgenommen haben auch Frauen aus Berlin, Sachsen-Anhalt und Thüringen, eine Gleichstellungsbeauftragte von VW und die Leiterin der Gedenkstätte Ravensbrück (dem ehemaligen Frau- en-KZ).
Einmal im Jahr soll künftig das Forum tagen — dabei jedesmal in einem anderen der beteiligten Länder. In einem Rundbrief wollen die Mitglieder sich mit Informatioen versorgen. Auch für die südlichen acht Bundesländer soll ein solches Forum initiiert werden.
„Frauensolidarität allein reicht
nicht aus“, darin waren die Frauen sich einig. Denn während die Männerbünde und Seilschaften in Politik und Wirtschaft zwischen Ost und West längst funktionieren, kristallisiert sich immer klarer heraus, daß Frauen die Verliererinnen der Vereinigung sind: Sie sind von Arbeitslosigkeit stärker betroffen als Männer und werden dann z.B. stärker in Umschulung und Fortbildung geschickt.
So verdrängt man sie vorübergehend aus der Arbeitslosenstatistik — obwohl sie in der Regel mit besseren Schulabschlüssen in Berufsausbildung und —tätigkeit kamen.
Erwerbstätigkeit wird Müttern darüber hinaus zunehmend unmöglich, weil die gesamte Infrastruktur von Kinderkrippen und —tagesstätten in den östlichen Ländern „abgewickelt“ wurde (während sie in der alten Bundesrepublik erklärtes Ziel blieb).
Als „Altlast“ schleppen die Frauen aus Ost und West das Bild von der Gleichberechtigung bzw. der Frauenbewegung der jeweilsanderen mit sich. In der Erkenntnis, daß die Ostfrauen gar nicht so emanzipiert waren und die Westfrauen gar nicht so viel erreicht haben wie gedacht, tun sich die größten Gräben zwischen ihnen auf.
In beiden Systemen waren Frauen und Männer formal gleichgestellt. Doch warum in beiden Systemen die Gleichberechtigung nicht realisiert werden konnte, sei eine Frage, die letztlich auf ähnliche Strukturen und einen gemeinsamen Ansatzpunkt für die Zukunft verweist, betonte Christa Drews-von Steinsdorff, die Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung in Mecklenburg- Vorpommern vor dem Forum. Die Frauen müßten deshalb einen Austausch organisieren, für einen gemeinsamen Dialog aber auch „eine Streitkultur ermöglichen, entwickeln und kultivieren.“ Dies sei eine Aufgabe der politichen Bildung.
Es gelte aber auch, die Unterschiede zu benennen, sich gegenseitig zu akzeptieren und dabei Zeit zu lassen, dies auch zu lernen.
ra
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