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SPD-Streit um Kandidat und Wahl geht weiter

■ Gerd Schröder zur Kampfabstimmung gegen Rudolf Scharping bereit

Bonn (AFP/taz) – Kurz vor den Beratungen der Parteispitze über die Lage nach dem Rücktritt des SPD-Vorsitzenden Björn Engholm an diesem Wochenende streiten führende Sozialdemokraten weiter darüber, wann und wie ein Nachfolger bestimmt werden soll. Der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder erklärte sich gestern zu einer Kampfabstimmung gegen den rheinland-pfälzischen Regierungschef Rudolf Scharping oder einen anderen Konkurrenten um die Kanzlerkandidatur bereit. Scharping will sich erst in der kommenden Woche endgültig entscheiden, ob er für den SPD-Vorsitz kandidiert. Er plädierte dafür, möglichst noch im Juli auf einem Sonderparteitag den Engholm-Nachfolger zu bestimmen. Dieser habe dann auch den „Erstanspruch“ auf die Kanzlerkandidatur.

Am Sonntag berät in Bonn das SPD-Präsidium mit den Landes- und Bezirksvorsitzenden. Am Montag schließt sich eine Sitzung des Vorstandes an. Umstritten blieb die Frage, wie der neue Parteichef und Kanzlerkandidat gewählt werden soll. Scharping plädierte für eine „sehr breite“ Beteiligung der Parteibasis, die auch die Form einer Urabstimmung annehmen könne. SPD-Bundesgeschäftsführer Blessing sagte, die Führung müsse der Partei „die Möglichkeit der Beteiligung“ geben. Dagegen lehnte Schröder eine solche Urwahl durch die 900.000 SPD-Mitglieder als zu zeitaufwendig ab. Der SPD-Politiker Egon Bahr sprach sich ebenfalls gegen eine Urabstimmung aus. Schröder bekräftigte zugleich seine Entschlossenheit, nicht nur die Kanzlerkandidatur, sondern auch den Bundesvorsitz der SPD zu übernehmen. Der niedersächsische Regierungschef plädierte zudem erneut für eine rot-grüne Koalition in Bonn.

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