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Husumer Werft gerettet

■ Kieler Wirtschaftsministerium übernahm Bürgschaft / Sanierungskonzept muß erarbeitet werden / Umstellung auf Umwelttechnologien denkbar

/ Sanierungskonzept muß erarbeitet werden / Umstellung auf Umwelttechnologien denkbar

Der Konkurs der Husumer Schiffswerft mit ihren 300 Beschäftigten ist vorerst abgewendet. Am Freitagabend erklärte sich das Kieler Wirtschaftsministerium bereit, dem bis 1994 ausgelasteten Betrieb zur Zwischenfinanzierung eine Bürgschaft in Höhe von 400 000 Mark zu gewähren und die Arbeitsplätze der einzigen Reparaturwerft an der schleswig-holsteinischen Westküste zu sichern.

Der größte Industriebetrieb Nordfrieslands, von dem weitere 800 Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie abhängig sind, hatte unerwartete Probleme bekommen: Obwohl die Werft seit Jahren einen geringsten Verschuldungsgrad aufweist und ein gutes Auftragspolster besitzt, wollten die Banken die Kredite in Höhe von 400 000 Mark kündigen. Grund: Die Geldinstitute wollen sich aus der krisengeschüttelten Werftbranche verabschieden. Um einen sofortigen Konkurs zu verhindern, mußte die Belegschaft ihre Löhne stunden.

Der zunehmende Konkurrenzdruck ist Hintergrund dieser Misere. Weil die hochsubventionierten Werften in Mecklenburg-Vorpommern mit der Hälfte der Lohnkosten kalkulieren können, hatte sich der Kostendruck auf die nordfriesische Werft verschärft. Zudem drängt immer mehr Konkurrenz aus dem Billiglohnland Polen auf den Markt, es bietet Aufträge um rund 30 Prozent billiger an.

Ein Konkurs der Werft hätte nach Auffassung des Husumer DGB-Chefs Andreas Brändle für die strukturschwache Region verheerende Folgen gehabt. Die betroffenen Arbeiter hätten dort keine neuen Jobs finden können. Als besonderen Skandal bezeichnete Brändle das Verhalten der Banken, da es sich bei den 400 000 Mark um einen „eigentlich lächerlichen Kreditrahmen“ handele. Aus Protest gegen die Bankenpolitik hatten die 300 Werftarbeiter am Freitag in Husum demonstriert.

Aber auch die westdeutschen Reeder hatten sich für den Erhalt der Husumer Werft stark gemacht, da die Eigner an der Küste sonst keine Reparaturwerft mehr für ihre 70 Schiffe gehabt hätten. Ein Werftsprecher erklärte am Wochenende, daß das Unternehmen mit der nun erteilten Landesbürgschaft zufrieden sei. Die Arbeit laufe wieder normal, der gestundete Lohn werde ausgezahlt und die Kurzarbeit von 80 Prozent weitgehend abgebaut. Noch im Mai könne mit den Arbeiten an einem Schlepper-Auftrag aus Mauritius begonnen werden.

Nach Brändles Auffassung muß jetzt wegen der bestehenden Überkapazitäten in der Werftindustrie ein Sanierungskonzept erarbeitet werden. Die Husumer Werft habe nur eine Überlebenschance, wenn nach Diversifikationsmöglichkeiten gesucht werde. Denkbar sei die Aufnahme der Produktion von Windkraftwerken oder neuer umweltfreundlichen Antriebstechnologien. Kai von Appen

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