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Ein Krankenhaus für Adebar

■ Wulf Hansen, seit 20 Jahren "Storchendoktor" / Weißstorch-Bestand gefährdet

-Bestand gefährdet

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2å „Den Storchendoktor suchen Sie? Der wohnt neben der Kirche.“ Im Dorf Süderstapel (Kreis Schleswig-Flendsburg) kennt fast jeder Einwohner Wulf Hansen. Seit 20 Jahren betreibt der Tierarzt in dem Ort an der Eider eine Weißstorch- Auffangstation. „Krankenhaus für Störche“ nennt Hansen sein Anwesen. 347 Tiere hat der Doktor dort seit 1973 verarztet. Derzeit sind etwa zehn Vögel zu Gast auf dem Gelände des Veterinärs, wo stets irgendwo Geklapper zu hören ist. Im benachbarten Storchendorf Bergenhusen kümmert sich Hansen um 13 weitere Brutpaare.

Viele der Vögel sind Patienten, andere lockt das tägliche Futterangebot. Ehefrau Eva Hansen verteilt in diesen Tagen hauptsächlich Hering. Auch Süßwasserfische verschmähen die Weisstörche nicht, die täglich ein bis zwei Pfund Nahrung brauchen. Dank intensiver Pflege ist es dem Ehepaar Hansen oft gelungen, kranken Vögeln wieder auf die Flügel zu helfen. Mit vier Nistplätzen, einem Gartenteich und der täglichen Fütterung kommt der Hof den Bedürfnissen der Tiere entgegen.

Zur Zeit befinden sich zwei Störche in „stationärer“ Behandlung. Einer kuriert einen Flügelbruch aus, der andere hat eine Beinverletzung. Die Krankheitsbilder haben sich im Laufe der Zeit verändert. „Als ich 1973 anfing, lag das größte Problem in der verdrahteten Landschaft. Damals brachten mit Kinder Störche, die gegen die Leitungen geflogen waren, im Bollerwagen“, berichtet Hansen. Dennoch war der Bestand damals höher als heute. Während 1974 noch 492 Weißstorchpaare in Schleswig-Holstein lebten, waren es 1991 nur noch 185.

Ursachen für diesen Rückgang sieht der Storchendoktor in der zunehmenden Vernichtung der Lebensräume und der zunehmenden Umweltbelastung. Heute müssen Storchenschützer feststellen, daß viele Tiere infolge ständiger Schadstoffaufnahme über die Nahrungskette unfruchtbar geworden sind. Im letzten Jahr gab es nur in 101 der 192 schleswig-holsteinischen Horste Nachwuchs. Um so mehr freut sich das Ehepaar Hansen in diesem Jahr über ein Rekordgelege mit sechs Storchenkindern. taz

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