: Aus für Kreuzberger Elternzentrum
■ Die fünf pädagogischen Planstellen werden gestrichen
Kreuzberg. Dem Elternzentrum am Mehringdamm droht die Schließung zum 1. Januar 1994. Das Jugendamt Kreuzberg plant, alle fünf pädagogischen Planstellen in Kreuzbergs einziger Familienbildungsstätte am Mehringdamm zu streichen. „Eine pädagogische Arbeit ist damit gestorben“, beurteilt Caroline Meineke, Sprecherin des „Freundeskreises Elternzentrum“, die Lage. Seit 17 Jahren kümmert man sich im Elternzentrum um die besonderen Belange von Familien, allein 1992 nutzten 60.000 Eltern mit ihren Kindern die Einrichtung.
Seit März ist die Zukunft der beschäftigten Pädagoginnen ungewiß. Aufgrund einer Vorgabe der Innenverwaltung muß Jugenstadtrat Helmut Borchardt (SPD) 16 Stellen in der Abteilung Jugend und Sport für 1994 einsparen. Das Elternzentrum traf es besonders hart, indem fünf der sieben Stellen einen sogenannten „kw“-Vermerk (künftig wegfallend) erhielten. „Ich hätte als Alternative nur eine Kita oder eine Jugendeinrichtung schließen können“, rechtfertigt der Jugendstadtrat seine Entscheidung. „Wir wollen uns aber bemühen, die Arbeit aufrechtzuerhalten“, fügt er hinzu. Eine Weiterführung der Einrichtung allein auf Basis von Honorarkräften ist in den Augen von Caroline Meineke jedoch kaum durchführbar, zumal nur ein Honorartopf von 100.000 Mark jährlich zur Verfügung steht.
Auch im Jugendhilfeausschuß führten die Stellenstreichungen zu „hitzigen Debatten“, so dessen Vorsitzende Christiane Zieger (AL). Bisher stimmte der Ausschuß dem Vorschlag des Jugendstadtrates nicht zu. „Wenn man fünf Stellen streicht, soll man doch sagen, daß das Zentrum eingeht“, meint die AL-Politikerin. Die vielfältigen Beratungsangebote für obdachlose Familien, Alleinerziehende oder Stieffamilien sowie Kurse im Freizeit- und Hobbybereich werden nicht aufrechterhalten werden können. Auch wenn Helmut Borchardt versichert: „Wir versuchen, zwei Stellen zu retten.“
Heftige Kritik äußert der Bezirkspolitiker an den Sparvorgaben des Senates. „Die Senatsverwaltung für Inneres verfügt ohne Rücksicht auf die Jugendämter“, beschwert er sich. Es werde sang- und klanglos weitergespart, auch wenn Personalausdünnungen nicht mehr möglich seien. Dann sind ganze Einrichtungen von einer Schließung bedroht, wie jetzt das Elternzentrum. Für 1994 sollen zudem die Zuwendungen für freie Projekte um weitere zehn Prozent gekürzt werden. „1994 wird das Jahr der Familie. Was will Kreuzberg denn dann veranstalten, ohne Elternzentrum?“ fragt sich Caroline Meineke. Hella Kloss
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen