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FC St. Pauli mit Courage

■ Beim nervösen SV Waldhof verpaßten die Hamburger sogar einen Sieg

verpaßten die Hamburger sogar einen Sieg

Als fünf Minuten vor der Halbzeitpause ein Rettungswagen zum Waldhof-Fanblock beordert wurde, rätselten die hitzegeplagten 8500 ZuschauerInnen am Alsenweg über den Anlaß: Einen Herzinfarkt oder ähnlich Schlimmes konnte doch niemand erlitten haben bei dem harmlosen Geplänkel, das beide Mannschaften ablieferten. Abspielfehler en masse, haarsträubende Fehler in beiden Abwehrreihen vergällten den Fans die Freude an dem für beide Teams so wichtigen Spiel.

Dabei hatte es für den FC St. Pauli so gut angefangen. Gegen die übernervösen Waldhöfer, die seit Wochen auf dem wertlosen vierten Platz sitzen, hatten die Braun-Weißen gleich drei klare Chancen, in Führung zu gehen. Nach knapp zwei Minuten lief Petri Järvinen alleine auf seinen Landsmann Kari Laukkanen zu und versagte beim Abschluß kläglich. Auch Dirk Dammann scheiterte an dem langen Finnen. Und eine Flanke von Martin Driller verpaßten Järvinen und Gatti gleich im Duett. Waldhof hatte nur eine Chance, als Uwe Freiler frei zum Kopfball kam. Klaus Thomforde jedoch war zur Stelle.

Den Unmut der 200 mitgereisten St.-Pauli-Fans zogen sich zwei Waldhof-Ordner zu, die zwei Transparente entfernten, weil sie die Werbetafeln verdeckten. „St.- Pauli-Fans gegen Nazis und Rassismus“ landete auf dem Boden und war fortan nicht mehr zu sehen. Als Klaus Toppmöller nach der Pause Manfred Schnalke ins Spiel brachte, lief es bei Waldhof plötzlich gut, und die St. Pauli-Abwehr um den Ex-Waldhöfer Dieter Schlindwein geriet unter starken Druck. Das 1:0 durch Freiler in der 57. Minute war die Folge.

Seppo Eichkorn reagierte und riskierte alles. Manzi und Aerdken kamen für Driller und Hollerbach. Fortan hatte Waldhof nur noch zwei Chancen, während die Hamburger sich reichlich Gelegenheiten erarbeiteten. Die letzte davon nutzte Martino Gatti aus dem Gedränge zum 1:1. Seppo Eichkorn: „Jetzt können wir etwas lockerer ins nächste Heimspiel gehen“. Nach dem Aufwärtstrend befragt, kündigte er gar kühn an, „auch in Duisburg einen Punkt (zu) holen.“ Spielt der FC St. Pauli dort so wie in Mannheim, dürfte das Thema Abstieg am Millerntor bald kein Thema mehr sein. Das Rätsel um den Rettungswagen wurde übrigens nicht gelöst. Günter Rohrbacher-List

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