: Mit Hot-Dogs zum Weltstadtflair
■ Hans-Albers-Platz: Das Kiez-Team Becker/Sterzinger total zerstritten / Sterzingers letztes Pauli-Projekt: Disco mit Würstchenbude
: Das Kiez-Team Becker/Sterzinger total zerstritten / Sterzingers letztes Pauli-Projekt: Disco mit Würstchenbude
Ein „Welthauptstadt-Platz“ sollte er werden, der Hans-Albers- Platz. Doch jetzt wird das Herzstück von St.Pauli sich mit einer hochglanzverbrämten „Hot-Dog- Station“ und Disco-Provinzflair begnügen müssen. Das großangelegte Reinemachen der Vergnügungsmeile, 1991 gemeinsam von Kiez- Immobiliensammler Claus Becker und Yuppie-Gastronomie-Trendsetter Hubert Sterzinger geplant, ist nun endgültig ins Wasser gefallen.
„Wir machen nichts mehr auf dem Hans-Albers-Platz“, wischte Sterzinger gestern die hochfliegenden Pläne der vergangenen Jahre vom Tisch. Übrig geblieben von dem geplanten Bar- und Restaurantfeldzug - sechs Edel-Lokationen waren geplant - ist Sterzingers neuestes Projekt: ein „einzigartiges Erlebnis-Ensemble aus Fast Food, Bar, Musik und Tanz“ - so will er es jedenfalls verstanden wissen. Einfacher ausgedrückt: Ein Gebäudekomplex, in dem die Bar Pat O‘Brians, der Hot-Dog-Laden Simpson Hauser und im Hinterhof die Disco Network Cafes (Eröffnung am 28. Mai) vereint sind. Ein Angebot, so Sterzinger, „zum Wohlfühlen und Fröhlich-Sein für Leute, die sich ordentlich benehmen können“.
Mit dem gemeinsamen Wohlfühlen von Sterzinger und Becker hat es hingegen weniger geklappt. Jetzt spart keiner mit Schuldzuweisungen. So bemüßigte sich gestern Sterzingers Finanzadlatus, Wolfgang Kohlhaus, Becker den Schwarzen Peter zuzuschieben: Der habe die Rohbauten nicht zeitgerecht hergerichtet. Beckers Retourkutsche: „Sterzingers Wankelmut ist stadtbekannt.“ Er habe zwei Jahre lang nach dessen ständig wechselnden Entwürfen gearbeitet - „jetzt fühle ich mich etwas überstrapaziert“.
Ob Sterzingers Ausstieg ein „glatter Vetragsbruch“ (Becker) ist, wird am 27. Mai vor dem Hamburger Landgericht entschieden werden. Denn zu den gesamten Baukosten (vier Millionen alleine für das neue Sterzinger-Projekt) hat der Tiroler Ex-Partner laut Becker „keinen Pfennig“ dazubezahlt. Selbst die Miete für sein Büro zahle er nicht, so Becker.
Was nun aus den geplatzten Projekten wird, ist offen. Das Treff (Hans-Albers-Platz 5), das Albers- Eck (Ecke Friedrichstraße) und die Klause (Friedrichstraße) sind, so Becker, „vernünftig hergerichtet“. Bedenken, diese Projekte auch mit Sterzingers Betreibergesellschaft „American Bar System“ (ABS) zu
1realisieren, habe er nicht. Schließlich seien darin „so vernünftige Gesellschafter wie Jonny und Angelika Jahr“ (Gruner + Jahr) versammelt. ABS-Geschäftsführer Sterzinger
1solle sich jedoch besser überlegen, ob er nicht überfordert sei.
Doch der plant unterdessen, sein Meyer-Lansky (exisitiert bereits zweimal in Hamburg) in die ge-
1samte Bundesrepublik zu exportieren. Derweil bleibt Becker bodenständig: Er hielte es für wichtiger, sich Gedanken über die Zukunft St. Paulis zu machen. Sannah Koch
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