: Vogel-Strauß-Taktik
Wieviele Überfälle auf Lesben oder Schwule im letzten Jahr in Bremen stattfanden, weiß niemand so genau: Die Polizeistatistik kennt das Delikt „Übergriffe gegen Homosexuelle“ nicht.
Auch der Überfall gegen drei Schwule vom Donnerstag wird ohne nähere Erläuterung als Gewaltdelikt eingestuft. Mit dieser Regelung bleibt im Dunkeln, wie stark das Ausmaß von Gewalt gegen Lesben und Schwule wirklich ist — und was es nicht gibt, dagegen muß offiziell auch niemand etwas unternehmen. Ob Beleidigungen, Pöbeleien und gewalttätige Übergriffe der Ausdruck einer zunehmenden Aggression gegen Homosexuelle sind, wird weiterhin dem individuellen Augenschein der Betroffenen überlassen.
Damit wird die Bewertung und Bewältigung eines gesellschaftlichen Problems zur Aufgabe der betroffenen Gruppe selbst gemacht. Obwohl auch der Polizei bekannt ist, daß Übergriffe an der Tagesordnung sind, übt man sich weiterhin in der Vogel-Strauß-Taktik. Nur: Damit daß Lesben und Schwule als Opfer in der Statistik nicht vorkommen, bleibt ihnen ihnen im wirklichen Leben gar nichts erspart.
Es wird Zeit, daß in der Diskussion um Gewalt gegen Minderheiten Lesben und Schwule mitgedacht werden. Eva Rhode
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