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Allein, es fehlt am Glauben

■ Sabine Hack piesackte Steffi Graf beim Berliner Turnier

Berlin (taz) – Zum letztenmal hatte Sabine Hack gegen Steffi Graf vor fast zehn Jahren im Finale der Jugend-Europameisterschaften im französischen Blois gespielt. Damals hatte sie verloren und dann trennten sich die Wege der beiden. Graf verließ die Schule und wurde Professional, Hack konzentrierte sich erstmal auf ihre Ausbildung, wurde Wirtschaftskorrespondentin und stieg erst später in den Tenniszirkus ein. Mittlerweile ist sie 24 Jahre alt, hat es in der Weltrangliste bis auf Platz 19 geschafft und beim Berliner Turnier ergab sich nun die Chance festzustellen, „wo ich wirklich stehe.“ Denn ihre Gegnerin in der dritten Runde hieß Steffi Graf.

„Ich hatte wirklich keine Ahnung, was auf mich zukommt“, meinte sie später, aber das, was im ersten Satz tatsächlich passierte, hatte sie wohl am allerwenigsten erwartet. „Meine Bälle haben zur Zeit eine gute Länge und viel Spin“, hatte sie nach ihrem 6:0, 6:0-Sieg in der zweiten Runde gegen Katrina Adams (USA) gesagt, „damit kommen die meisten nicht zurecht.“ Einschließlich Steffi Graf. Die Weltranglistenzweite kam nicht dazu, ihren gewohnten Druck auszuüben und machte den Eindruck, als hätte sie nicht die mindeste Ahnung, wo ihre eigenen Bälle wohl landen werden, während Sabine Hack stoisch die Bälle ins Feld spielte. „Einen fehlerlosen ersten Satz“, habe ihre Gegnerin gespielt, staunte Steffi Graf, sie selbst einen „erschreckenden“. Ergebnis des Schrecknisses: 0:6.

„Ich habe mich schon gewundert, aber ich wußte, daß irgendwas passiert“, sagte Sabine Hack später und tat damit kund, was ihr zur absoluten Spitzenspielerin fehlt. Anstatt die Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen und um den Sieg zu fighten, schien sie zu Beginn des zweiten Satzes nur gebannt auf die Offensive der vermeintlich übermächtigen Gegnerin zu warten. Dabei ging es zuerst weiter wie vorher. „Da war mir alles völlig egal“, gestand Steffi Graf anschließend ihre Hilflosigkeit in dieser Phase ein. Während Sabine Hack überzeugt war, es mit einer neuen raffinierten Taktik zu tun zu haben, versuchte die Titelverteidigerin, wie sie nachher zugab, nur verzweifelt, den Ball im Spiel zu halten.

Das reichte zum Matchgewinn. Ihre Kontrahentin brach nach dem 2:2 im 2.Satz plötzlich völlig zusammen, bekam kaum noch einen vernünftigen Schlag zustande, beging Doppelfehler und blickte noch eine Spur finsterer als gewöhnlich, wenn sie mit hängenden Schultern und schwankendem Seemannsgang zur Grundlinie schlurfte. Mit den Kräften am Ende verlor sie die letzten beiden Sätze mit 3:6, 2:6.

Ihrer Hochstimmung tat das keinen Abbruch. Während die Siegerin frustriert Selbstbeschimpfungen von sich gab, war Sabine Hack mit ihrem Auftritt zufrieden. Ihr neuer amerikanischer Trainer Damian Sancilio hat sie gelehrt, ihre Neigung zur Depression zu überwinden und die Dinge positiv zu sehen. Auf Sand gehöre sie sicher zu den besten zehn Spielerinnen der Welt, erklärte sie selbstbewußt, und ihr Augenmerk gilt nun den French Open, wo sie im letzten Jahr das Achtelfinale erreichte. „Diesmal werde ich wahrscheinlich gesetzt, das wird mir eine Menge helfen.“ Verloren hat sie in letzter Zeit nur gegen Spielerinnen der Top Ten, so etwa das Finale von Houston gegen die Spanierin Conchita Martinez. Was ihr noch fehlt zum Einzug in jene Kategorie, sieht sie völlig klar: „der Glauben“. Ein 6:0 gegen Steffi Graf sollte da eigentlich Wunder wirken. Matti

Männer in Rom, 2. Runde: Becker (Leimen) - Noszaly (Ungarn) 6:3, 6:2, Steeb (Stuttgart) - Pistolesi (Italien) 6:1, 6:1, Siemerink (Niederlande) - Karbacher (München) 6:1, 6:4

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