: Kein Schutz für Thailands ArbeiterInnen
■ Behördenkorruption und schwache Gewerkschaften / 90.000 Arbeitsunfälle
Bangkok (AP/dpa) –In Thailand und anderen Billiglohn-Ländern Asiens machen Behördenkorruption, lasche Sicherheit und Profitgier von Unternehmen Arbeitsplätze in primitiv gebauten Fabriken zu Todesfallen. Ein Schlaglicht auf diese Mißstände wirft jetzt der verheerende Fabrikbrand im armen Arbeitervorort Nakhon Pathom von Bangkok, bei dem auf dem Betriebsgelände des Puppenherstellers Kader International (Thailand) annähernd 250 – zumeist junge Arbeiterinnen – lebendigen Leibes verbrannten oder erstickten.
Bittere Armut auf dem Lande, die die Bevölkerung auf der Suche nach Arbeit in die Slums der Metropolen zwingt, ist die Schattenseite des rapiden Wirtschaftswachstums von jährlich rund 10 Prozent in Thailand. Vor allem die Firmenniederlassungen ausländischer Joint-venture-Partner schmieren die Wirtschaftsmotoren dieses wie auch anderer asiatischer Entwicklungsländer. Korrupte Beamte machten es Unternehmern leicht, Sicherheitsbestimmungen beim Bau von Fabrikanlagen zu umgehen, sagt ein deutscher Geschäftsmann in Bangkok.
Im vergangenen Jahr sind nach Angaben des Gewerkschafters Nikhom Chandravithun über 90.000 Arbeitsunfälle gemeldet worden, aber zahlreiche andere blieben unerwähnt. Neue, mit ausländischem Kapital finanzierte Fabriken, stellten Frauen vom Land als ungelernte und angelernte Kräfte ein, die meisten davon ehemalige Reisbäuerinnen. Sie erhalten den Mindestlohn von 125 Baht (acht Mark) am Tag, aber in kleineren Fabriken ist es oft noch weniger. Fabrikarbeiterinnen haben zumeist einen Zehnstundentag, und viele machen für einen Zusatzverdienst Überstunden. Nach Schilderung des Arbeitsforschers Bundit Hanachaisethavuth können die Arbeitnehmer die Sicherheitsbestimmungen in ihren Fabriken nicht beeinflussen, weil die thailändischen Gewerkschaften sehr klein sind. „Wir haben 780 Gewerkschaften, aber im ganzen Land nur 18.000 Mitglieder“, sagte Bundit. Chaiyut Chavalitnitikul vom Innenministerium sagt, seine Abteilung habe lediglich 50 Sicherheitsinspektoren, die nach dem Rechten in 90.000 Betrieben zu sehen hätten.
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