: Acht lange Jahre auf den Krach gewartet
■ "Geschichte von unten": Die Mitarbeiter des Museums der Arbeit stellen ihr Konzept vor / Ausbau geht voran
stellen ihr Konzept vor / Ausbau geht voran
Die Arbeitswelt von gestern und heute mit Ausstellungsobjekten neu inszenieren: So beschreibt Direktor Gernot Krankenhagen die Ideen der bisher 18 Mitarbeiter des Hamburger Museums der Arbeit in der Barmbeker Maurienstraße. Anläßlich des Baubeginns für das neue Museum stellte er die Konzeption vor, die auch in einer Broschüre zusammengefaßt ist.
Baulärm dringt von außen in den Raum. Krankenhagen freut sich darüber: „Acht Jahre habe ich darauf gewartet.“ Dann leitet er über: „Das Museum wird verstärkt Fragen nach der Zukunft von Arbeit und Gesellschaft nachgehen.“ Und zwar, so Krankenhagen, anhand des Arbeits- und Alltagslebens in Hamburg. Aus der Sicht der Arbeiter. Dafür würden bereits Objekte, Dokumente und mündliche Geschichtszeugnisse gesammelt.
Staatsrat Knut Nevermann, Ansprechpartner des Museums in der Kulturbehörde, verweist darauf, daß „wir uns aktueller Themen nur dann ernsthaft annehmen können, wenn wir in die Geschichte schauen“. Beispiel ABM: Wer weiß schon, daß es bereits in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts so etwas wie ABM-Arbeitsplätze gab. „Da liegt ein Arbeitsfeld des Museums“, sagt Nevermann, „Darstellen, wie etwas wächst, wohin und wodurch es sich entwickelt.“
Als konkretes Arbeitsergebnis der vergangenen zwei Jahre stellt Barbara Vogel, Vizepräsidentin der Universität Hamburg, ein gerade erschienenes Buch vor. „Europa im Zeitalter des Industrialismus“ zeige durch zahlreiche, gut lesbare Aufsätze, was „durchschnittliche Menschen“ in ihrem Arbeitsleben bewirken. „Dabei geht es nicht nur um bezahlte Arbeit — das Leben besteht zum größten Teil aus Arbeit.“
Das Buch enthält die Diskussionen einer Tagung von 1990. Vogel bezeichnet es als „Schatztruhe historischer Wirklichkeiten“. Es zeige zugleich die Arbeitsmethode des Museums: „Menschen, die ganz unten auf der sozialen Leiter stehen, zu beschreiben und zum Sprechen zu bringen.“ Torsten Schubert
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