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SanssouciVorschlag

■ Die Leningrader Band ZGA im Tacheles

Der Charme der Ruinen, die Post-Worldwar-Ästhetik des Tacheles, gibt die passende Kulisse ab. Das Instrumentarium der Leningrader Noise-Dompteure ZGA paßt sich organisch ein, könnte ein natürlicher Bestandteil des zusammengeschweißten, aneinandergenagelten und verdrahteten Ameublements sein, das Etagen des Komplexes überzieht. An verschiedenförmigen Metallgestellen hängen Eisenrohre, gespannte Stahlfedern in allen Größen und Ausführungen, Blechplatten und Drähte, ja sogar ein einsames Triangel; auf Ständern sind gebogene und plane Blech- und Metallfolien angeschraubt, manchmal auch bratpfannenähnliche Klangkörper. Doch komplett ist das Werkzeug von ZGA erst mit den „normaleren“ Instrumenten: mit Klarinette, Saxophon, Keyboards, Baß, Gitarre, Schlagzeug, Ringmodulator, vier Stimmen und einem Elektrorasierer.

Die vier Musiker, die in den ersten fünf Jahren ihrer Zusammenarbeit nur einige wenige Undergroundkonzerte geben konnten, legen in ihren subtil-durchdringenden Industrialsymphonien zahlreiche percussionbetonte Klangschichten wie die Häute einer Zwiebel übereinander, die Eisenklangkörper werden dabei mit Geigenbögen, Sticks und Besen bearbeitet, bis sie schwingen, schaben, blubbern, scheppern, krächzen oder sägend singen. Die Ähnlichkeit mit frühen Neubauten-Massakern ist jedoch nur oberflächlich betrachtet stimmig, ZGA sind nur selten brachial, und mitten in einer blechernden Soundlandschaft kann ein Popsong um die Ecke eiern.

Die entstehende Musik läßt kaum noch etwas von den verschiedenartigen Einflüssen erahnen, zu sehr sind sie eingegangen in das Gesamtkonzept der Band. Feedbackspielereien, ein Gesang, der sich drohend und knurrend über das wohlkomponierte Lärmpanorama legt, und nicht zuletzt die transformierten Töne des Ringmodulators komplettieren das apokalyptische Echo von ZGA. Anna-Bianca Krause

Heute, 22 Uhr im Tacheles, Oranienburger Straße 53–56.

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