: „Sozialdumping“ im Sinne der RWE
■ US-Bergarbeiterstreik mit deutscher Beteiligung / RWE-Tochter verdient prächtig an miesen US-Arbeiterrechten
Düsseldorf (taz) – Im letzten Rechnungsjahr hat die RWE-Tochter „Rheinbraun“ prächtig verdient – vor allem in den USA. Von den 135 Millionen Mark Gewinn kamen nach Angaben der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie (IGBE) etwa 60 Millionen Dollar (knapp 100 Millionen Mark) aus den USA. Dort ist Rheinbraun mit 50 Prozent an der mächtigen Kohlegesellschaft „Consol“ beteiligt. Während das paritätisch mitbestimmte Unternehmen „Rheinbraun“ in Deutschland „Sozialpartnerschaft“ praktiziert, läßt die Tochter in den USA die kapitalistische Sau raus.
Bleiben die amerikanischen Bergbauunternehmer unter Führung des Vorstandsvorsitzenden der „Consol“, Bobby R. Brown, bei ihrem Kurs, dann ist ein großer Bergarbeiterstreik in den USA unvermeidlich. Zur Zeit sind lediglich 2.000 der 60.000 betroffenen Bergleute im Ausstand. Seit Monaten bemüht sich die amerikanische Bergarbeitergewerkschaft „UMWA“ vergeblich um einen neuen Tarifvertrag. Auch künftig soll sichergestellt sein, daß Bergleute, deren Zechen geschlossen werden müssen, beim Aufschluß neuer Zechen übernommen werden. Doch genau das wollen die Arbeitgeber verhindern. Statt der gewerkschaftlich organisierten Altbelegschaft versuchen sie billigere, nichtorganisierte Arbeitnehmer einzustellen.
Wenn diese Politik des „Sozialdumping“ Erfolg habe, so der Schatzmeister der amerikanischen Bergarbeitergewerkschaft, Jerry Jones, gestern in Düsseldorf, werde das über den internationalen Preisverfall auch negative Folgen für deutsche Bergleute haben. Jones versucht in diesen Tagen auf Einladung der IGBE in zahlreichen Gespächen mit den Anteilseignern und Betriebsräten von Rheinbraun und RWE eine Wende bei der amerikanischen „Consol“ herbeizuführen. Das Verhalten, das „Consol“ an den Tag legte, würde Rheinbraun in Deutschland „nicht einmal im Traum in Erwägung ziehen.“ Rheinbraun scheint mit seiner profitablen Tochter indes sehr zufrieden. Alle bisherigen Versuche beim Vorstand im Sinne der amerikanischen Bergleute zu intervenieren, blieben ohne Resonanz. Doch das Spiel – „hier Sozialpartnerschaft, dort Klassenkampf – könne, so IGBE-Sprecher Norbert Römer, auf Dauer nicht gut gehen. Walter Jakobs
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