: Oskar möchte gerne, aber ziert sich noch ein bißchen
■ SPD-Kandidatenkarussel dreht sich
Bonn (taz) – Oskar Lafontaine wäre offenbar gern Kanzlerkandidat der SPD, eine förmliche Erklärung stand nach der Präsidiumssitzung der SPD gestern mittag immer noch aus. Die Parteivorstandssitzung, zu deren spannenden Fragen gehörte, ob der saarländische Ministerpräsident antreten will oder nicht, dauerte bei Redaktionsschluß noch an. Im Präsidium hatte Lafontaine wie bereits vor der Parteivorstandssitzung der letzten Woche erklärt, daß er eine Rolle in der künftigen Führung zu übernehmen bereit sei. Was darunter zu verstehen ist, blieb im Präsidium offen, wurde allerdings von den meisten als Kanzlerkandidaturwunsch verstanden. Daß Rudolf Scharping und Lafontaine am Ende als „Tandem“ radeln könnten, gehörte auch gestern wieder zu den Bonner Lieblingsspekulationen. Die Anhaltspunkte dafür sind allerdings spärlich. Scharping hat wiederholt erklärt, daß er als Parteivorsitzender das erste Wort über die Kanzlerkandiatur haben will. Das habe er erwartet, „Konkurrenz“ belebe das Geschäft, kommentierte wiederum Gerhard Schröder, Bewerber für beide Ämter, Lafontaines Auftritt. Auch eine Bewerbung Lafontaines um den Parteivorsitz wurde nicht ganz ausgeschlossen.
Dem Parteivorstand lagen außerdem zwei Vorschläge für die Mitgliederbefragung vor, die über die KandidatInnen mitentscheiden soll. Ein Modell sieht Abstimmungen der Mitglieder an einem Tag, wahrscheinlich dem 13. Juni, vor. Die Basis soll auf Versammlungen der Ortsvereine Gelegenheit haben, Stimmzettel für Scharping, Schröder oder Wieczorek-Zeul abzugeben. Nach dem anderen Vorschlag soll es den Bezirken und Ortsvereinen selbst überlassen bleiben, wann sie diese Aktion durchführen. Trotz der Entscheidung des Parteivorstands in der letzten Woche, keinen Sonderparteitag durchzuführen, könnte es zu einem solchen vor der Sommerpause kommen. Mindestens sechs Bezirke fordern bereits einen Sonderparteitag. Zwei Fünftel der 25 Bezirke reichen, um ihn durchzusetzen.
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