: Untrainierbar!
■ Boris Becker trennte sich von Günther Bresnik, dem sechsten Coach in seiner achtjährigen, trainerreichen Karriere
Berlin (taz) – Boris Becker schaut bekanntlich sehr gern Fußballspiele von Bayern München an und besonders in der vergangenen Saison muß es ihm dort gut gefallen haben. Da krauchten die Bayern in den Abgründen der Tabelle herum, entließen erst Trainer Jupp Heynckes und dann gleich noch Nachfolger Sören Lerby, bevor sie mit Erich Ribbeck wieder festen Boden unter den Füßen bekamen. Eine Vorgehensweise, die dem 25jährigen Tennisstar mächtig einleuchtete, sagte er doch erst kürzlich: „Der Coach ist für den Erfolg verantwortlich, aber auch für den Mißerfolg.“
In letzter Zeit war Coach Günther Bresnik meist für Mißerfolg verantwortlich. Becker pflügte die Sandplätze Europas meist nur eine Runde lang. Günter Bosch, jener Mann, der 1985 beim Wimbledonsieg des 17jährigen am Anfang des munteren Trainerreigens stand, meinte den Grund für das stete Scheitern zu kennen: „Er trainiert falsch.“ Eine Auffassung, die der Trainer selbst durchaus teilte. „Es gab Auffassungsunterschiede in seinem Tennis“, erklärte Bresnik nach seinem am Sonntag erfolgten Rausschmiß. „Er hat andere Vorstellungen, wie er arbeiten und trainieren muß.“ Bresnik wollte Dinge verändern, Becker alles beim alten lassen.
Erst letzte Woche hatte sich Günther Bresnik von dem Schweizer Jakob Hlasek getrennt, um seine gesamte Zeit auf Beckers spielerische Genesung verwenden zu können. Doch der Riß war bereits zu tief. „In den letzten vier, fünf Wochen“ sei sein Einfluß mehr und mehr geschwunden. „Boris hat einen ungeheuren Dickschädel“, mußte der Coach einsehen, „ihn zu brechen, hätte keinen Sinn und ginge wohl auch nicht.“ Die Vertragsauflösung sei jedoch „in Freundschaft“ erfolgt.
Nach Bosch, dem Becker eine Zeitlang jedes Wort von den Lippen ablas, hatte im Januar 1987 Ion Tiriac für zehn Monate das Training übernommen. Dann folgte für drei recht fruchtbare Jahre der Australier Bob Brett, auf dessen Ratschläge Becker noch sporadisch hörte. Mit Bretts Nachfolgern Niki Pilic und Tomas Smid war es dann jeweils schnell aus und auch die Liaison mit Bresnik hielt gerade mal sieben Monate. Bleibt die Frage, wer als nächster den Schleudersitz einnehmen wird. Günther Bresnik ist skeptisch: „Ich könnte keinen Namen nennen, der diese Aufgabe ausfüllen könnte.“ Erich Ribbeck jedenfalls ist schon vergeben. Matti
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen