: Im Dienste der Aufklärung
■ Wie kamen die Informationen zum „Stern“? Und: Wurden sie verkauft?
Franz Steinkühler hat sich bei seinen profitablen Spekulationen auf einen für den Kapitalismus existentiellen Schutzmechanismus verlassen: auf das Bankgeheimnis. Doch trotz der bislang erfolgreichen Versuche der FDP, dieses Schutzschild aller Wirtschaftsverbrecher zu erhalten, mußte Steinkühler schreckensbleich zur Kenntnis nehmen, daß das Bankgeheimnis auch nicht mehr das ist, was es einmal war. Was die noch unbekannte Quelle des Steinkühler-Skandals anbelangt, gibt es nur zwei Möglichkeiten: die Kopien der Bankauszüge des IG-Metall- Chefs müssen entweder von einem Beschäftigten der Bank für Gemeinwirtschaft oder von einem Mitglied der internen Prüfungskommission der Frankfurter Börse dem Stern zugespielt worden sein.
Die zweite interessante Frage: Hat der Informant seine publizitätsträchtigen Dokumente seinerseits versilbert? Welche Ausmaße der „Scheckbuch-Journalismus“ mittlerweile erreicht hat, wußte die Zeit in ihrer letzten Ausgabe zu berichten: „Günther Krauses letzter Fall, der Umzug auf Staatskosten, ging auf einen anonymen Hinweis zurück. Aber von Rita Süssmuths Dienstwagenaffäre bis zu Jürgen Möllemanns Vetternwirtschaft: alles ist bezahlt worden.“
Steinkühlers Kontoauszüge wurden offenbar nicht auf dem Informationsmarkt frei gehandelt, zumindest erklärt Spiegel-Chefredakteur Werner Kilz, daß sie seiner Redaktion nicht offeriert worden seien. Der Informant kannte sich aus und ging direkt zum Stern, der nicht zu Unrecht im Ruf steht, die großzügigsten Informationshonorare zu bezahlen. „Wir geben grundsätzlich über Informanten und mögliche Informationshonorare keine Auskünfte“, erklärt Michael Seufert vom Stern. Vielleicht fühlt sich ja einmal ein Bankangestellter, welcher die Konten des Stern betreut, berufen, die monetären Dimensionen des Skandaljournalismus zu enthüllen. Auch in einem solchen Fall geschähe der Bruch des Bankgeheimnisses im Dienste der Aufklärung. M.S.
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