: Kein Qualm ohne Feuerzeug
■ Auch ein Rekord: Hamburger Nichtraucher sammelte 30 000 Anzünder
Säuberlich aufgestellt wie Zinnsoldaten zum Appell. Auf Regalen vom Boden bis zur Decke stehen Feuerzeuge soweit das Auge reicht. Von Mona Lisa bis zum harmlos strahlenden Nackedei hat Sammler Carl-Joachim Diringshoff buchstäblich jedes nur denkbare Motiv auf seinen über 30 000 Feuerzeugen in einem Raum vereint. Eine lokale Berühmtheit ist er in Hamburg- Wilhelmsburg längst — aber jetzt steht seine Sammlung im Guinness- Buch der Rekorde. Jeden Tag bringen Kunden neue Feuerzeuge in seinem Fotogeschäft vorbei. Firmen schicken ihm Muster und natürlich kauft Diringshoff auch selbst.
Alles hatte ganz harmlos begonnen. Ende der 70er Jahre fiel es dem langjährigen Kettenraucher immer schwerer, die handlichen, hübsch bebilderten Dinger einfach wegzuwerfen. 1984 waren es plötzlich bereits über 7000 Stück, und in der Wohnung wurde es zu eng. Das „Feuerzeug-Archiv“, wie Diringshoff es liebevoll nennt, wurde in das Ladengebäude verlegt, die Feuerzeuge auf eigens gefertigte schmale Holzleisten gestellt und hinten mit Klebeband befestigt. „Ordnung muß sein“, sagt er.
Die inzwischen fast 33 000 Feuerzeuge wurden regelmäßig auf Fotografien in Ordnern katalogisiert und durchgezählt — so weiß Diringshoff immer genau, wieviel Feuerzeuge er gerade hat. Ob rund oder eckig, ob durchsichtig oder mit Konfetti beklebt, als Handgranate, in Penisform, als Gummistiefel oder Sphinxkopf, als Pistole, Musikbox oder Filmdose — es gibt nichts, was es in seinem Feuerzeug- Archiv nicht gibt. Jeder Kontinent ist vertreten, fast aus jedem Land der Welt kommen die Feuerzeuge. Sein ältestes, ein Atlas mit entflammbarem Buchrücken, stammt aus dem Jahr 1910.
Doch Diringshoff hat nicht nur den Einzug ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Der Feuerzeug- Sammler, der das Sammeln nicht lassen kann, hat inzwischen mit dem Rauchen aufgehört. Stolz lächelnd thront er auf einem Sessel inmitten seiner Schätze: „Warum sollte ich damit aufhören? Umweltpolitisch gesehen könnte doch kein Mensch den ganzen Kram entsorgen.“ Ein guter Grund für den frischgebackenen Nichtraucher, weiterhin zu sammeln — „bis ans Ende meiner Tage“. dpa
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