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Falsch untergebracht

■ FU-Studie kritisiert unwürdige Unterbringung von 1.300 Behinderten

Berlin. Etwa 1.300 geistig Behinderte in Berlin sind laut einer Studie der „Berlin-Forschung“ an der Freien Universität in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen „fehlplaziert“ untergebracht. Sie lebten unter Bedingungen, „die ihre Entwicklung in starkem Maße beeinträchtigen“ und im Einzelfall „menschenunwürdig“ seien, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Forschungsbericht. Kritisiert wird vor allem die unzureichende Personalbesetzung auf großen Stationen, die fehlende Qualifikation der Mitarbeiter, das geringe Therapieangebot sowie desolate räumliche Bedingungen.

In die Erhebung, die vom Arbeitsbereich Geistigbehindertenpädagogik der FU durchgeführt wurde, seien rund 450 Institutionen einbezogen worden. Dazu zählten u.a. Wohnheime, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Sonderschulen und Werkstätten sowie alle Behindertenhilfe-Abteilungen der bezirklichen Jugendämter. Insgesamt hätten rund 8.000 Menschen in Berlin eine geistige Behinderung, 0,23 Prozent der Bevölkerung. Es müsse jedoch von einer erheblichen Dunkelziffer ausgegangen werden, wird in dem Bericht betont.

Über die Hälfte aller geistig Behinderten würden sowohl in Ost- als auch in West-Berlin in der Familie betreut. Während im Westteil der Stadt neun Prozent der Behinderten in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen lebten, seien es im Ostteil 25 Prozent. Menschen mit schwerer geistiger und mehrfacher Behinderung seien bei den Bemühungen um eine Normalisierung der Lebensbedingungen bislang „weitgehend vergessen worden“, heißt es weiter. Bis zum Jahr 2000 müßten allein für die noch in der Familie lebenden über 30jährigen und die in Jugendheimen bereits erwachsen gewordenen Personen mindestens 600 Wohnplätze geschaffen werden. epd

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