piwik no script img

■ Mit Managerinnen auf du und du0,52 Prozent Frauen

Berlin (taz) – Aus dem „Einbruch in den Herrenclub“, so ein Buchtitel von 1985 über den Aufstieg der Frauen in die Spitzenpositionen des Managements, ist bisher nichts geworden. In einer neuen Studie zeigt nun ein Betriebswirtschaftsprofessor an der Hamburger Bundeswehruni, daß die Diskriminierung wie gehabt schon bei der Stellenausschreibung beginnt. Bei der Auswertung von Stellenanzeigen in FAZ, Welt und Süddeutscher fanden Michel Domsch und seine MitarbeiterInnen, daß immer noch für fast die Hälfte aller Führungspositionen ausschließlich männliche Bewerber gesucht werden. Einziger Hoffnungsschimmer: 1990 waren es noch 75 Prozent gewesen.

Die besonders schwarzen Schafe der Industrie: Stahl und Leichtmetall, Papier und Verpackung, Baugewerbe und Holzverarbeitung – da braucht es offensichtlich immer noch den stahlharten Mann. Will ein Arbeitgeber sich den Anschein von Frauenfreundlichkeit geben, werden Stellen geschlechtsneutral ausgeschrieben – was bislang vor allem im öffentlichen Dienst, in Verbänden und bei den Flugzeugbauern vorkommt.

Die Annahme, daß es sich bei den geschlechtsneutralen Anzeigen allzu oft um bloße Lippenbekenntnisse handelt, wird durch eine ältere Studie des Bundeswehr-Instituts gestützt. Demnach kommen Frauen nach wie vor kaum über die Ebene der Nachwuchskraft hinaus. Und das, obwohl die Studie sämtliche Vorurteile widerlegt, die Topmanager auffahren, um Frauen draußenzuhalten. Junge Frauen sind längst genauso aufstiegsorientiert wie ihre männlichen Kollegen. Familie und Kinder spielen keine Rolle, wenn es gilt, Führungsqualität zu beweisen. Nicht einmal das immer wieder ins Feld geführte Schwangerschaftsrisiko zieht als Argument, denn Frauen hält es nach der Ersteinstellung wesentlich länger im Betrieb als Jungmänner. Auch die Mobilität ist bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern.

Dennoch: Spätestens nach den ersten Schritten auf der Karriereleiter geraten Frauen ins Hintertreffen. Sind auf Referenten- und Sachbearbeiterebene noch Frauen und Männer in gleicher Zahl anzutreffen, so sind es auf der Abteilungsleiterebene schon doppelt so viele Männer wie Frauen.

Doch sind die Managerinnen schwer im Kommen: In den vergangenen Jahren hat sich der Frauenanteil in den Vorstandsetagen sage und schreibe verfünffacht, stellt das Manager- Magazin fest. Gab es vor elf Jahren unter hundert männlichen Vorständlern noch 0,11 Vorstandsdamen, so sind es heute 0,52! In den 626 umsatzstärksten Unternehmen der Bundesrepublik sitzen heute neben 2.286 männlichen zwölf weibliche Vorstandsmitglieder. Da haben die Frauen ja noch mal Glück gehabt, denn, so erklärt der einstige Klöckner-Vorstandsvorsitzende Herbert Gienow: „Das Topmanagement ist so hart, davor muß man die Frauen bewahren.“ Karin Flothmann

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen