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Zum trauten Plausch bei unserer Polizei

■ Tag der offenen Tür: Die Ordnungsbehüter präsentieren sich im biederen Outfit - bei Spiel und Sport

: Die Ordnungsbehüter präsentierten sich im biederen Outfit – bei Spiel und Sport

Wie stellt sich der Bürger einen Tag der offenen Tür bei der Polizei vor? Hundestaffel? Motorradvorführungen? Hubschrauber gucken? Und zu essen gibt es Erbsensuppe und Schinkenwürste? Richtig, stimmt haargenau!

Bieder wie eh und je präsentierte sich gestern die Hamburger Polizei mit Spielchen hier und Kunststückchen dort. Damit kann man doch keinen mehr vom Video oder Stammtisch weglocken, mag der Laie denken. Doch wer sich gestern trotz pessimistischer Langeweile-Prognosen in das weitläufige Gelände der Polizeischule in Winterhude gewagt und die am Tore ungewohnt einladend lächelnden Polizisten passiert hatte, konnte interessante Beobachtungen machen: Die Spezies „Polizei“ beim zwanglosen Beieinander.

„Süß sehen sie aus“, entfuhr es einem Besucher beim Anblick der zahlreichen Exemplare. Meist paarweise oder in Grüppchen schlenderten sie oder standen einfach beisammen. Ganz unauffällig, fast schüchtern wirkten die meist jungen Beamten in den schmucklosen Einheitsuniformen. Wie reingestellt in zu große, steif gebügelte Anzüge. Daneben waren ihre stolzen Eltern nebst herausgeputzten kleineren Geschwistern zu sehen.

Gestern war nämlich ein großer Tag für viele der Polizeieleven. 251 von ihnen wurden vereidigt. Diese Ehre wird jährlich den jeweiligen Erst- oder Zweitsemestern – so Uni- zivil heißen die Jahrgänge auch in der Polizeischule – zuteil. Und im Anschluß werden regelmäßig alle Hamburger zum Fest der offenen Tür eingeladen.

Erstaunlich viele weibliche Beamte waren gestern zu sehen. Polizistinnen gibt es immer mehr, auch wenn sie noch nicht so oft wie männliche Ordnungshüter auf der Straße zu sehen sind. An der Schule sind es sogar schon ein Drittel. Und tatsächlich: Da nimmt doch einer der Motorradakrobaten nach einer gelungen waghalsigen Pyramide à la „16 Mann auf drei BMW's“ den Helm ab und schüttelt die dunkle Lockenpracht – eindeutig eine Frau, sogar bei den Motorradfahrern.

Doch nicht nur diese sehen in ihren geschlechtsneutralen froschgrünen Schutzanzügen alle fast gleich aus. Die Frauen waren auch während des „bunten“ Festprogramms kaum von den männlichen Kollegen zu unterscheiden. Bloß mal ein blonder, mit bunten Bändern zusammengehaltener Zopf

1oder eine schulterlange Lockenfrisur machen den kleinen Unterschied zu den unscheinbaren Jungs mit ihren akkuraten Kurzhaarschnitten sichtbar. Die potthäßli-

1chen Anzüge der deutschen Polizei müssen alle Ordnungshüter tragen, ungeachtet des Geschlechts. Und so angezogen, die Hose „in einer Art braun“, die Jacke in „einer Art

1grün“, und das Hemd in einer Unfarbe, genannt „Bambus“, wirken Polizisten auch beim Feiern furchtbar verstaubt und langweilig amtlich. Katrin Wienefeld

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