Unterm Strich

Einmal werden wir noch wach, dann kennen wir auch die Palmengewinner in Cannes. Ein paar kleine Preise sind jedoch schon überreicht worden: Den Prix de la Jeunesse, von einer Jugendlichen-Jury vergeben, erhielten zu gleichen Teilen „L‘odeur de la papaye verte“ des Vietnamesen Tran Anh Hung und der in der Ukraine und Weißrußland gedrehte Erstlingsfilm von Yolande Zauberman, „Moi Ivan, toi Abraham“. Zaubermanns (welch wunderbarer Name) Film wurde zudem in der Reihe Quinzaine des realisateurs vom internationalen Verband des Kunst- und Experimentalfilms ausgezeichnet. Der in Schwarzweiß gedrehte Film ist die Geschichte einer Kinderfreundschaft im Polen der dreißiger Jahre vor dem Hintergrund von zunehmendem Rassismus und Antisemitismus.

Der in Französisch gedrehte Film „L‘odeur de la papaye verte“ ist ein Blick auf das Vietnam der fünfziger Jahre aus der Sicht einer zehnjährigen Kellnerin. Der Kritikerpreis wurde im Rahmen der 32. Internationalen Woche der Kritik dem Mexikaner Guillermo del Toro für „Cronos“ zuerkannt, die Schilderung einer Zeitmaschine, in der das Verlangen des Menschen nach Ewigkeit zum Ausdruck kommt. Der Kurzfilmpreis ging an den Amerikaner Bruno de Almeida für „The Debt“. Der Inder Goutam Ghose ist für seinen Film „Padma Nadir Majhi“ (Der Fährmann von Padma) mit dem CICT/Unesco-Preis ausgezeichnet worden, den die UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur und der Internationale Film- und Fernsehrat gemeinsam verleihen. Der Film, der im Rahmen der Quinzaine des realisateurs gezeigt wurde, dreht sich um den Überlebenskampf des einzelnen in einer feindlichen Natur und einer repressiven Gesellschaft. Und schließlich erhielt Andrej Nekrassow den CICT-Kurzfilmpreis für seinen britischen Beitrag „Springing Lenin“. Der 23 Minuten lange Streifen schildert die skurrile Reise einer exzentrischen Schottin, die mit einer Lenin-Statue quer durch Europa fährt.

Die Braunschweiger Fabrikhalle steht noch, aber das kann eigentlich nur ein Zufall sein: Im Rahmen des sechsten Braunschweiger Kammermusikpodiums gaben 44 junge Pianisten aus 22 Ländern Mussorgskys Suite „Bilder einer Ausstellung“ eine „neue Ausdrucksform“ (dpa) indem sie alle zusammen auf die Tasten hauten. Komische Idee.

Reiner Kunze ist mit dem Kulturpreis der deutschen Freimaurer geehrt worden. Die Auszeichnung wurde am Sonnabend während eines Festaktes anläßlich des Großlogentages 1993 in Chemnitz überreicht. Kunze habe die alle zwei Jahre vergebene Ehrung für seine Lyrik erhalten, die das Menschsein im Sinne der Freimaurer zum Gegenstand habe, hieß es zur Begründung. Frühere Träger des Kulturpreises waren Golo Mann, Yehudi Menuhin und Lew Kopelew.