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Vom Wunderkühler zum Klima-Killer

Im Museum der Arbeit: eine Ausstellung zur Kulturgeschichte von  ■ Herd, Kühlschrank und Waschmaschine

„Das Paradies kommt wieder. . ,“ verkündeten die Elektrizitätserzeuger in den 50er Jahren. Jetzt ist der Werbeslogan Titel einer Ausstellung des Museums der Arbeit, die gestern eröffnet wurde. Das Versprechen „verhieß damals die Befreiung von jeglicher Arbeit“, erläutert Ursula Schneider, Mit-Initiatorin der Ausstellung.

Befreiung von der Hausarbeit – denn die Ausstellung ist ein Rundgang durch die Kulturgeschichte von Herd, Kühlschrank und Waschmaschine. Gezeigt werden soll, wie der zunehmend gewohnte Gebrauch der Geräte eine „Entsinnlichung bei der Benutzung der Energie“ zur Folge hatte. „Kühlen hatte nichts mehr mit Eis zu tun“, und Strom gab es aus der Steckdose.

Dies wird bei jedem Gerät isoliert betrachtet. Die Ausstellung beginnt beim Herd zum Beispiel mit einem gußeisernen Kohleherd. An ihm wird demonstriert, daß die Feuerstelle mehr war, als nur eine Kochstelle, sondern auch: Raumheizung, Wäschetrockner und Wärmelieferant für Bügeleisen oder Lockenschere. Der Schalter des Elektroherdes reduzierte das Anheizen auf einen Griff, aber auch auf eine Funktion.

Die Hemmungslosigkeit beim Verbrauch unserer Ressourcen zeigt sich noch deutlicher beim Wäschewaschen. Die Elektrifizierung führte erst über viele Zwischenschritte vom Holzbottich zum heutigen Knopfdruckkomfort. Mit jedem Schritt wurde der Wasser- und Energieverbrauch für die Verbraucher weniger sichtbar, bis Zu- und Abflußschläuche endgültig hinter Putz verschwanden.

Der Abschnitt „Vom Wunder- Kühler zum Klima-Killer“ zeigt die Kehrseite der modernen Lebensmittellagerung. In einer Extrakammer werden dem Besucher der Ausstellung 80 aufgestapelte Kühlschränke präsentiert – die Menge, die in Hamburg jeden Tag entsorgt werden muß.

Mit dieser Ausstellung will das Museum der Arbeit Anstöße geben, „um heutige Fragen in ihrer historischen Entstehung zu begreifen“. Der von der Elektrobranche forcierte Verkauf von Geräten mit hohem Energieverbrauch machte Strom zur Massenware. Doch wie es um das versprochene „Paradies“ heute bestellt ist, dazu lieferte Kultursenatorin Christa Weiss in ihrer Eröffnungsrede einige Stichworte: „Hautkrebs, Ölpest, Waldsterben und die Verwüstung ganzer Landstriche.“ tom

Bis 3. Oktober dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr (Maurienstr. 19)

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