■ Das Portrait: Prinz Sihanouk
„Eine Koalition mit Pol Pot ist unmöglich, dafür werde ich mich niemals einsetzen, niemals, niemals, niemals!“ schwor Kambodschas Prinz Samdech Preah Norodom Sihanouk im Oktober 1979 in seinem Pekinger Exil. Zehn Monate zuvor war die vietnamesische Armee in seinem Land einmarschiert und hatte der Herrschaft der Roten Khmer ein Ende gesetzt. Prinz Sihanouk, der ab 1975 zunächst als Staatsoberhaupt, dann als Gefangener der Roten Khmer unter Hausarrest in Phnom Penh gelebt hatte, war der Vernichtung entkommen, doch fünf seiner Kinder und 14 Enkelkinder wurden ermordet.
Als Sihanouk im Jahr 1982, kurz nach der Bildung einer anti-vietnamesischen Widerstandskoalition, zu der sich seine Gruppierung mit den Anhängern des ehemaligen Premiers Son Sann und – den Roten Khmer zusammengeschlossen hatte, auf seinen Schwur von 1979 angesprochen wurde, sagte er: „Wenn wir die Wahl haben, von den Vietnamesen oder den Roten Khmer gefressen zu werden, ziehen wir die Roten Khmer vor, denn wir sind und bleiben Khmer.“
Foto: AP
1941 hatten die französischen Kolonialherren den knapp 19jährigen Sihanouk zum König krönen lassen, in der Hoffnung, einen leicht beeinflußbaren Schützling einzusetzen.
Doch die Rechnung ging nicht auf: nach der Unabhängigkeit im Jahr 1955 verzichtete er auf den Thron, gründete eine „Sozialistische Volksgemeinschaft“, wurde Premier und regierte in den fünfziger und sechziger Jahren mit Härte gegen jegliche Opposition im Lande. Doch er verärgerte den Westen mit dem Versuch, Kambodscha durch ein geschicktes Lavieren zwischen den Großmächten aus dem Vietnamkrieg herauszuhalten – bis er schließlich durch einen von den Vereinigten Staaten unterstützten Putsch 1970 gestürzt wurde.
Peking und Pjöngjang boten ihm Asyl. Auch nach seiner Rückkehr in den Königspalast von Phnom Penh im November 1991 zieht es den jetzt 70jährigen immer wieder nach Peking – offiziell, um sich medizinisch behandeln zu lassen, aber auch, um seine Überparteilichkeit in den anhaltenden Auseinandersetzungen in Kambodscha zu beweisen.
Heute gilt er als einzige politische Persönlichkeit Kambodschas, die für eine Lösung des Konfliktes von allen Parteien gebraucht wird. Jutta Lietsch
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