: Bombe oder Bahn
■ Selbstschutz-Verband macht führerscheinfit
Bombe oder Bahn
Selbstschutz-Verband macht führerscheinfit
Wie man mit einer Decke eine brennende Person rettet, das kann man in den Bremer Selbstschutz-Kursen lernen. Dazu wird eigens eine große Puppe angezündet — ein besonderes Schmankerl des Kurses, in dem ansonsten die stabile Seitenlage und der Rautengriff erklärt werden.
Bis vor wenigen Jahren noch bot der Bundesverband für den Selbstschutz vor allem Aufklärung über die Wirkungen von Waffen an. Genau, der Aufklärungsfilm mit dem Mann, der sich die Aktentasche vor das Gesicht hält gegen den radioaktiven Fallout.
„Der Mann mit der Aktenmappe, dieser Film hängt uns noch heute nach“, sagt Peter van der Will von der Bremer Selbstschutz-Zentrale. Der Auftrag ist heute noch derselbe: Die Vorsorge und Eigenhilfe des Bürgers unterstützen. Bis heute kommt das Geld für die sechs Bremer MitarbeiterInnen aus Bonn. Die Inhalte allerdings haben sich geändert: Über Waffenwirkung wird nicht mehr aufgeklärt, über Radioaktivität nur noch auf besondere Nachfrage, dafür umso mehr über Alltagsunfälle. Van der Will: „Letztlich ist es doch egal, ob mich eine Granate oder eine Straßenbahn erwischt, auf jeden Fall bin ich verletzt“. Ob militärische Katastrophe oder Katastrophe zu Friedenszeiten, so van der Will, Auf jeden Fall kommen die Rettungsdienste nicht in den sonst üblichen sieben Minuten zu den einzelnen Verletzten.
Nach Tschernobyl waren die Kurse des Selbstschutz-Verbandes kurze Zeit sehr gefragt. Viele wollten wissen, wie man mit Geräten zur Messung von Radioaktivität umgeht. Heute interessieren sich dafür nur noch bestimmte Behörden, zum Beispiel die Bundesbahn mit ihren Gefahrguttransporten. „Tja, das Feindbild ist ein anderes geworden“, meint van der Will: Der Feind komme nicht mehr aus dem Osten, sondern aus der „Umwelt“. cis
Der nächste Lehrgang beginnt am 8. Juni, 19 — 21.45 Uhr. Anmeldung unter Te. 13356.
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