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Bonn will Tunnel unter dem Brandenburger Tor

■ Bauministerin Schwaetzer für Kanalisierung des Verkehrs zwischen Ost und West / Diepgen erteilt schon Prüfaufträge

In der Auseinandersetzung über die Verkehrsführung im zentralen Bereich scheint sich die Bundesregierung gegenüber dem Senat durchzusetzen. Gestern nachmittag verabredeten Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) und der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) in einem vertraulichen Gespräch eine Reihe von Prüfaufträgen. Geprüft werden soll auf Schwaetzers Wunsch unter anderem die Untertunnelung des Brandenburger Tores für den Durchgangsverkehr. Eine enge Umfahrung lehnt Schwaetzer genauso ab wie die bisherige Verkehrsführung durch die Verlängerung der Behrenstraße. Für letztere, so betonte sie gestern, gebe es nur eine zweijährige Genehmigung, danach muß das Provisorium wieder verschwinden.

Den Pariser Platz will die Ministerin wieder in seinen historischen Dimensionen rekonstruiert wissen. Es solle dort „keine Baugenehmigung für Häuser, die höher sind als die alte Traufhöhe“ erteilt werden. Wegen der urbanen Qualität der Anlage scheint ihr „eine Unterfahrung angemessen“. Für diese städtische Lösung am Brandenburger Tor wäre sie bereit, „viel Geld auszugeben“. Von Diepgen wurde diese Idee sehr zurückhaltend aufgenommen. Wie aus der Senatskanzlei zu erfahren war, wird gleichwohl die Unterfahrung nunmehr hinsichtlich ihrer ökologischen und ökonomischen Verträglichkeit überprüft.

Mit diesem Tunnel soll das Regierungsviertel vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Der Senat hatte geplant, zur Bewältigung des Ost-West-Verkehrs im nördlichen Bereich sowohl die Kronprinzenbrücke als auch die Clara-Zetkin-Straße auszubauen. Südlich des Brandenburger Tores sollte der Verkehr über die Behrenstraße, die noch zu bauende Verlängerung der Französischen Straße, die Voßstraße sowie die Leipziger Straße geführt werden. Diese sollte auf ihre historische Breite reduziert werden.

Diese Pläne Berlins waren bei Schwaetzer auf heftigen Widerstand gestoßen. Sie hatte deshalb die für gestern vereinbarte Sitzung der gemeinsamen Arbeitsgruppe abgesagt. Ihrer Ansicht nach müsse die Kronprinzenbrücke und die Clara-Zetkin-Straße vom Durchgangsverkehr frei bleiben. Dem hatte auch Berlin bereits im Städtebaulichen Wettbewerb zugestimmt. Diese gemeinsame Festlegung, so Schwaetzer gestern, „darf man nicht einseitig aufkündigen“.

Durch die Ministergärten wird nach ihrem Willen nur die Französiche Straße führen, die Voßstraße sei keine Durchgangsstraße. Folglich bleibt nach Schwaetzers Vorstellung für den Durchgangsverkehr neben dem Tunnel nur die Leipziger Straße übrig, deren „Verengung verkehrstechnisch keinen Sinn“ mache. Die Leipziger Straße solle vielmehr vierspurig ausgebaut werden und zusätzliche Abbiegemöglichkeiten haben. Nachdem Schwaetzer ihre Position in vertraulicher Runde Diepgen vorgetragen hatte, ließ dieser „Einigkeit“ verkünden, „daß das Regierungsviertel von Durchgangsverkehr freigehalten wird“.

Nunmehr, so heißt es, wird geprüft, ob nicht doch im Bereich der Leipziger Straße die Voraussetzungen zu schaffen sind, um die Verkehrsströme aufzunehmen. Bis Ende Juni hat Diepgen Zeit, seinen Koalitionspartner von dieser Ausweitung zu überzeugen. Dann trifft sich der gemeinsame Ausschuß Berlin/Bonn, um die Verkehrsführung zu beschließen. Dieter Rulff

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