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2000 zeigen ihre Wut

■ Mit Protestmärschen und Blockaden demonstrierten vor allem Türken gegen den rassistischen Terror von Solingen und die Änderung des Asylrechts / Scherben bei Springer

und die

Änderung des Asylrechts / Scherben bei Springer

Mord in Solingen — Demos, Blockaden, empörte Reaktionen in Hamburg. Nach dem rassistischen Brandanschlag haben am Pfingstwochenende knapp 2000 Menschen in der Elbmetropole gegen den Terror der Rechtsradikalen demonstriert.

Gestern nachmittag belagerten 300 Demonstranten den Horner Kreisel, zogen dann über die Autobahn zur Ausfahrt Jenfeld. „Stopp dem Rassismus“, skandierten vor allem Türken auf dem langen Weg über die Piste Hamburg-Berlin. In Jenfeld stoppte die Polizei die

1Demo, um einen Weitermarsch zum Autobahn-Kreuz Ost zu verhindern. Die Demo kehrte zum Kreisel zurück. Die Autobahn war drei Stunden gesperrt.

Bereits am Samstag hatten sich rund 1600 Menschen zu Spontandemos versammelt. Während sich im Osten 120 BergedorferInnen versammelten, zogen 1500 Menschen von der Sternschanze in Richtung City. Aus Wut und Empörung über den Neonazi-Anschlag und die Bonner Asylpolitik warfen Protestler am Springerhaus mehrere Schei-

1ben ein. Springers Bild gehörte in den vergangenen Monaten zu den Scharfmachern in der Asyl- und „Das Boot ist voll“-Debatte.

Die Polizei war offensichtlich von der großen Teilnehmerzahl überrascht worden. Die Einsatzlei-

1tung war den gesamten Abend bemüht, Polizeieinheiten zu mobilisieren und in die City zu dirigieren. Am Dammtor fühlte sich die uniformierte Streitmacht dann stark genug, um den Zug zu stoppen, nach eigenen Angaben, um Krawalle zu verhindern.

Um Konfrontationen zu vermeiden, kehrte die Demo um. Polizisten begleiteten „die Spacken“, wie im Polizeifunk teilweise die Demonstranten genannt wurden, bis zur Roten Flora. Auf der Reeperbahn formierte sich gegen Mitternacht ein mit Transparenten verzierter Taxikonvoi, um auch im Rot-Licht-Bezirk gegen die rassistischen Morde von Solingen und Mölln zu protestieren.

Am Sonntag hatte auch das „Türkische Volkshaus“ zu einer Spontandemo aufgerufen. Auf dem Ottenser Spritzenplatz versammelten sich 400 überwiegend türkische TeilnehmerInnen und zogen zum Volkshaus am Millerntor. Ein Kundgebungsredner bezeichnete den Anschlag als eine unmittelbare Folge der Bonner Asylpolitik und der Ereignissen um den Mordprozeß von Mölln, wo Neonazis im November drei Türkinnen durch einen Brandanschlag umgebracht hatten. Ein Sprecher: „Die Neo- Nazis aus Mölln werden vor aller Weltöffentlichkeit von einem prominenten und gekauften Anwalt namens Bossi für unschuldig erklärt.“ Die Regierung verschärfe außerdem die rassistische Hetze durch die Abschaffung des Asylsrechts. „Da müssen sich Neonazis regelrecht zu rassistischen Gewalttaten motiviert fühlen.“

Die Proteste gehen weiter: Für heute nachmittag haben türkische Sozialdemokraten zu einer Demonstration aufgerufen, für morgen, Mittwoch, zwölf Uhr ruft das Volkshaus auf dem Rathausmarkt zu einer Kundgebung auf. Bürgermeister Henning Voscherau forderte gestern zur Ruhe auf: „Niemand darf jetzt aus Trauer, Wut oder Rache das Recht in die eigene Faust nehmen. Sonst droht eine gefährliche menschenunwürdige Aufschaukelung der Gewalt.“

Peter Müller

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