piwik no script img

„Solingen machen wir nochmal“

■ Bremer Polizist drohte angeblich Ausländern / Polizei dementiert

„Solingen machen wir nochmal“, soll gestern mittag ein Polizeihauptmeister einer Gruppe ausländischer Männer vor der Ausländerbehörde gedroht haben.Dem vorausgegangen war ein Disput mit einem 50jährigen Tunesier, der in der Ausländerbehörde Schwierigkeiten mit seinen Papieren hatte.

Gemeinsam mit einem algerischen Freund hatte der Tunesier solange mit einer Behörden-Mitarbeiterin diskutiert, bis diese entnervt die Polizei rief. Die erschien in Gestalt zweier Beamter, die den Mann in den Wagen bringen wollten — „um mich auf dem Revier solange festzuhalten, bis die Ausländerbehörde zumacht“, so der Betroffene. Der 50jährige Tunesier aber wollte nicht in Polizeigewahrsam, versuchte zu reden. In dem darauffolgenden Handgemenge soll ein dazugekommener Streifenpolizist die Drohung ausgestoßen haben, man werde „Solingen nochmal machen“. Das jedenfalls ist die Darstellung des Mannes und ihn begleitender Freunde, die bereit sind, das zu bezeugen.

Laut Polizeisprecher Sebastian Kattner hat sich der Vorfall allerdings völlig anders zugetragen. Danach hätten die Männer im Tumult den Polizisten zugerufen: „Wir machen mit euch Solingen“. Ein Beamter habe daraufhin nachgefragt: „Wer macht hier Solingen?“

Die Gruppe fragte nach dem Namen des betreffenden Polizisten — um Strafanzeige zu stellen. Das blieb allerdings erfolglos, der Wagen brauste davon. Auch beim Polizeirevier Christernstraße wurde gemauert: Trotz Zeugen und dem notierten Kennzeichen des Streifenwagens waren die Polizisten nicht bereit, den Namen ihres Kollegen preiszugeben. Auch die Tatsache, daß der Tunesier eine Anzeige — etwa wegen Volksverhetzung — im Zweifelsfall auch gegen unbekannt stellen kann, verschwiegen sie ihm geflissentlich. Stattdessen wurden der 50jährige und seine Freunde an die Leitung der Schutzpolizei, wahlweise den Polizeiführungsstab verwiesen — Spießrutenlaufen im deutschen Behördendschungel. Birgit Augustin

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen