Der Eismagier

Berlin (taz) – Eigentlich war er nach seiner langwierigen Bandscheibenverletzung schon fast abgeschrieben, doch nun scheint Wayne Gretzky wild entschlossen, doch noch seinen Traum wahrzumachen, mit den Los Angeles Kings den Stanley Cup der NHL zu holen. Viermal hatte der kanadische Eismagier mit den Edmonton Oilers triumphiert, nach seinem Wechsel zu dem kalifornischen Klub jedoch eine Enttäuschung nach der anderen erlebt und nicht mal den Einzug ins Halbfinale geschafft. Fünf Jahre nach der Ankunft der legendären Nummer 99 in Los Angeles ist es nun endlich so weit: der Klub steht zum ersten Mal in seiner 26jährigen Geschichte in der Endspielserie.

Gretzky lief vor allem in den letzten Halbfinal-Spielen gegen die Toronto Maple Leafs zu grandioser Form auf, drei Tore von ihm im entscheidenden Match begruben die Hoffnungen der nördlichen Eishockeyfans, endlich mal wieder ein rein kanadisches Finale zu erleben. Im ersten Match der Endspielserie, die über maximal sieben Spiele geht, knüpfte „The Great One“ gegen die Montreal Canadiens nahtlos an die Wundertaten an, die er gegen die Maple Leafs vollführt hatte. Mit einem Tor und zwei Vorlagen trug er maßgeblich zum 4:1-Auswärtssieg der Kings bei. Die ersten beiden Treffer erzielte Luc Robitaille, dann war der Finne Yari Kurri, der schon in Edmonton an Gretzkys Seite gestürmt hatte, an der Reihe und zwei Minuten vor Schluß machte der Meister selbst alles klar.

Wie sehr die lange Erfolglosigkeit am Gemüt des 32jährigen, der die Kings immerhin 20 Millionen Dollar kostete, genagt hatte, ließ er nach dem Einzug ins Finale erkennen: „Jetzt kann ich sagen, die Investition hat sich für die Kings gelohnt.“ Nicht nur für die Kings. Wayne Gretzky im Endspiel, das hat das Interesse am Saisonfinale der NHL gewaltig erhöht. Zum ersten Mal seit 1988 überträgt mit ESPN wieder ein großer Sender die Spiele live in alle Welt.