: Wege aus dem Stillstand
■ Hush... Gewohnheitstiere: Premiere am 9. Juni im Jugendtheater
: Premiere am 9. Juni im Jugendtheater
„Das neue Stück operiert auf einer anderen Gefühlsebene als zum Beispiel Abwege“, bereitete gestern Jürgen Zielinski, Chef des Jugendtheaters auf Kampnagel (JAK), auf die neue Produktion Hush... Gewohnheitstiere von April De Angelis vor. Gemäß dem selbstgesteckten Anspruch, engagierte Themen in künstlerisch experimentellen und offenen Formen zu präsentieren, hat Zielinski diese „Gesellschaftskomödie“ der 22jährigen englischen Autorin ausgewählt: „Eines der interessantesten Stücke, das ich je in der Hand gehabt habe“.
Die Motive des Stückes seien auf einer epischen Ebene durchaus nur schwierig zu vermitteln, so Zielinski. Es geht um Riten, Mythen und Umgangsformen, um den Stillstand gesellschaftlicher Entwicklung. Drei Männer, drei Frauen, aufgeklärt, liberal und links, machen sich in der Leere ihres Daseins auf die Suche nach neuen Lebensentwürfen, aber das geht so einfach nicht. Regisseur Zielinski packt die Geschichte in einen „gebrochenen Realismus“, in dem auch surrealistische Momente dem symbolreichen Stück Farbe geben, (Bühne: Momme Röhrbein).
Das Personal des Stückes mit zwei Jugendlichen und vier Erwachsenen, hält Zielinski ideal fürs Jugendtheater. Zum einen muß gutes Jugendtheater auch für Erwachsene spannend sein, und zweitens ließen sich Jugendliche eben nur selten gern auch als Jugendliche ansprechen.
Inzwischen ist der Spielort, die Halle 4 auf Kampnagel, fest in Händen der Jugendtheatermacher. Auch die Finanzierung scheint nun bis zum Sommer 94 gesichert. Was danach geschieht, hängt nicht zuletzt auch vom Ausgang der Neuwahlen der Bürgerschaft ab. Für Hamburg plant Zielinski, der mit Abwege — Ganz normal nach rechts in Zürich, Basel und Berlin gastierte, nur mehr in überschaubaren Zeiträumen, denn: „Ich werde keine Arbeit auf Spielpläne verschwenden, wenn die Situation so unklar ist“. Also stürzt er sich lieber in die künstlerische Arbeit, und auf die neueste Produktion Hush... darf man wieder gespannt sein. jk
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