: EG stimmt Klöckner-Vergleich zu
■ Bremer Hochofen wird stillgelegt / 20 Prozent weniger Rohstahl
Brüssel (AP) – Als letzter Hauptgläubiger hat die Brüsseler EG-Kommission gestern dem Vergleichsvorschlag des überschuldeten Stahlkonzerns Klöckner zugestimmt. Damit ist die Kommission zu einem Verzicht auf 40 Prozent ihrer Forderung in Höhe von 175 Millionen Mark bereit. Im Gegenzug sagte der mit insgesamt 2,7 Milliarden Mark verschuldete Duisburger Stahlkonzern die Stillegung eines Hochofens im Stahlwerk Bremen zu, womit seine Roheisenkapazitäten um 33 Prozent und die Rohstahlkapazitäten um 20 Prozent verringert werden.
Wie die Kommission weiter erklärte, würden außerdem die Kapazitäten des Klöckner-Warmband-Walzwerkes um jährlich eine halbe Million Tonnen gekürzt. Nach der Entscheidung aus Brüssel kann die Gläubigerversammlung nun wie vorgesehen vom 7. bis 9. Juni in Duisburg stattfinden.
Die Zustimmung der EG-Kommission war für den Erfolg des Vergleichsverfahrens entscheidend, da dafür ein Forderungsverzicht der Großgläubiger nötig war, wovon neben der EG vor allem Banken betroffen sind. Ansonsten hätte ein Bankrott gedroht, der nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt 30.000 Arbeitsplätze bedroht hätte.
Die Brüsseler Behörde hatte bereits vor vier Wochen grundsätzlich zugestimmt, sie verlangte aber verbindliche Zusagen für die Stillegungen. Hierbei gab es vor allem juristische Probleme, erklärte ein Kommissionssprecher gestern. Klöckner hatte argumentiert, daß nach deutschem Recht eine solche Zusage nicht möglich sei. Die Klöckner-Kapazitätskürzungen sind ein besonderes Interesse der EG, die wegen der enormen Überproduktion einen Kapazitätsabbau in der gesamten EG-Stahlindustrie verfügt hat.
Von den 175 Millionen Mark an Krediten aus der Kasse der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, für die die EG-Kommission verantwortlich ist, verzichtete sie gestern mit der Zustimmung zum Vergleich auf rund 70 Millionen Mark.
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