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Nie Wieder!

■ In die Freude über den Klassenerhalt am Millerntor mischten sich auch Zukunfspläne

Der Tenor nach dem 1:0-Sieg des FC St. Pauli über Hannover 96 und dem damit verbundenen Klassenerhalt war eindeutig. „Nie wieder so eine Saison“, stöhnte der Fanbeauftragte Sven Brux und traf den Nagel auf den Kopf. Ob nun Präsident Heinz Weisener oder Vize Christian Hinzpeter - alle waren sie sich einig: „Das war herzinfarktfördernd.“

Und weil so viel auf dem Spiel stand hatte der Kommentar von Trainer Seppo Eichkorn zu Manzis Tor fast religiöse Qualität. Eine „Erlösung“ nannte der Mann mit dem hochroten Kopf das 1:0, um wenig später nüchterner hinzuzufügen: „Wir danken unseren Duisburger Freunden.“ Dies war so höflich wie richtig, denn ohne den Sieg das MSV in Braunschweig wäre es noch enger geworden.

Doch Eichkorns Blick ging nur kurz gen Westen und wandte sich wieder dem vergangenen Spiel zu. Wie ein Spiegelbild der ganzen Serie sei ihm dieses erschienen, in dem vieles nicht so geklappt hätte, wie es eigentlich sollte: „Aber erst einmal bin ich froh, daß wir dringeblieben sind.“ Dem schloß sich Vizepräsident Hinzpeter nahtlos an: „Daß wir den Klassenerhalt geschafft haben, lag auch an dem Fans.“ Dank, wem Dank gebührt, denn die Zuschauer am Millerntor waren nicht nur im letzten Heimspiel der oft vielbeschworene zwölfte Mann.

Natürlich fiel es Hinzpeter bei all der Euphorie schwer, den Blick nach vorne zu richten. Doch bei all der Freude über das Erreichen des rettenden 17. Tabellenplatzes darf nicht vergessen werden, daß viele Probleme des FC St. Pauli hausgemachte waren - 28 Spieler im aufgeblähten Kader waren mehr Masse als Klasse. Das ist sich auch Hinzpeter bewußt, der, ohne Namen nennen zu wollen, zumindest die groben Koordinaten für die nächste Saison angab: 17 oder 18 Profis plus vier Vertragsamateure sollen langen. Wer den Verein verlassen muß oder will, steht noch nicht fest, doch Gerüchte gibt es reichlich. Kickern mit Abwanderungsgedanken, wie Hollerbach und Knäbel, stellt Hinzpeter eine Warnung voran: „Wer gehen will, soll sich das bei dem Publikum gut überlegen. So eines gibt es nicht zweimal.“ Auch Weisener setzt bei den Verhandlungen auf das Publikum: „Das ist ein Anreiz für die Spieler.“ Doch davon war in der vergangenen Serie zu selten etwas zu spüren, und auch Weisener ist dies nicht entgangen. „Wir wollen nur welche, für die es eine Ehre ist, bei St. Pauli zu spielen“, sagte der Vereinsoberste und hatte dabei Dirk Zander im Sinn, der von Dresden zurückkehren will. cleg

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