piwik no script img

Goldköpfchen Leo Manzi

■ St. Pauli jubelt nach 1:0 Sieg: Nie mehr dritte Liga / Maximaler Erfolg mit minimaler Torausbeute / Manzis zehntes Saisontor entschied Partie

: Nie mehr dritte Liga / Maximaler Erfolg mit minimaler Torausbeute / Manzis zehntes Saisontor entschied Partie

Die 20 551 Fans am ausverkauften Millerntor mußten schon Schwerstarbeit verrichten. Ein Auge auf den Rasen gerichtet, das andere in der aktuellen Tabelle versenkt, im Ohr der Stöpsel des Weltempfängers und dabei noch die eigene Mannschaft anfeuern und den Bierbecher im Gleichgewicht halten. Doch da der stärkste Konkurent um den Klassenerhalt, Eintracht Braunschweig, sein letztes Spiel gegen Duisburg 1:2 vergeigte, reichte den Fußballkämpfern des FC. St. Pauli ein einziges Tor Eigenleistung zum Verbleib in Deutschlands zweitbester Profiliga.

St. Pauli war dabei um eben den Hauch Dramatik bemüht, der Fußball von einer gepflegten Schach- Partie unterscheidet. Dreiundsiebzig Minuten und unzählige abgekaute Fingernägel gingen dahin, bis

1das verehrte Publikum die innere Anspannung in ein ohrenbetäubendes Jubelgeschrei verwandeln durfte. Jörn Schwinkendorf hatte den Ball auf der rechten Seite nach vorn getrieben, Jürgen Gronaus anschließende Flanke fand die Stirn des am interen Torpfosten lauernden Manzi. Der ließ sich auch dadurch nicht irritieren, daß sich kein Gegenspieler für ihn interessierte: Kopfstoß, Siegtor, Freudentaumel, Abstieg verhindert – war doch eigentlich ganz einfach.

Doch die Millerntor-Kicker wollten sich das Herzschlag (Mopo)- Horror(Bild)-Finale auch nicht zu einfach machen. Sonst hätten sie schon in der ersten Halbzeit das Spiel nach Belieben für sich entschieden. Da rannten sie, als ginge es darum pro Spieler zehn überflüssige Pfunde abzutrainieren, gretsch-

1ten lustvoll nach allem was sich bewegte, und belagerten das Tor der Gäste so vehement, daß diese nur ahnen konnten, daß der Platz tatsächlich auch über noch eine gegnerische Hälfte verfügt. Aber mehr als 13 Quadratmeter Torfläche reichten nicht aus, die Lederkugel auch nur einmal darin unterzubringen. Chancen im Zwei-Minutentakt, doch Gronau, Järvinen, Knäbel und Manzi semmelten den Ball Manzi Distanz in alle denkbaren Richtungen und schossen sogar mehrfach plaziert den gegnerischen Torwart an. Finnen-Import Ari Hjelm gelang es in der 23. Minute sogar völlig freistehend das Spielgerät punktgenau an die Latte des Aluminiumgehäuses zu köpfen.

Die größte Chance der ersten Halbzeit aber hatten die Hannoveraner, als sie sich das zweite Mal über die Mittellinie trauten. Doch Klaus Thomforde, dem angesichts eines wuchtigem Kopfballs aus kürzester Distanz nichts anderes übrigblieb, als planlos auf der Torlinie umherzuspringen, spürte unerwartet einen harten Schlag auf sein Knie. Der Ball hatte dieses getroffen, die beste Möglichkeit der Hanoveraner war vertan. Marco Carini

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen