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UNO erwägt Teilabzug aus Somalia

■ 28 pakistanische UN-Blauhelme bei einem Kampf mit Somaliern in Mogadischu getötet / Hilfsflüge unterbrochen / Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates

Mogadischu (AFP) — Nach schweren Kämpfen in Mogadischu, bei denen am Samstag mindestens 28 pakistanische Blauhelme ums Leben kamen, ist am Sonntag eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen einberufen worden. Auf Antrag Italiens und Pakistans soll der Rat entschlossen auf einen der blutigsten Vorfälle in der Geschichte der UN reagieren.

Hilfsflüge aus dem Nachbarland Kenia nach Somalia wurden zwischenzeitlich unterbrochen und ein Teil der UN-Truppen sollte nach Angaben des US-amerikanischen UN-Gesandten in Somalia, Admiral Jonathan Howe, abgezogen werden. Bei den Gefechten zwischen Rebellen und UN-Truppen in der somalischen Hauptstadt Mogadischu waren nach UN-Angaben zudem etwa 50 Pakistani und drei US-Amerikaner verletzt worden. Auf somalischer Seite sollen 23 Kämpfer getötet und rund 130 verletzt worden sein.

Somalische Rebellen hatten am Samstag vormittag die Straßen zum Flughafen und zur ehemaligen US-Botschaft mit brennenden Reifen blockiert und das Feuer eröffnet. UN-Militärsprecher David Stockwell sagte, die Blauhelme hätten das Feuer erwidert. In einer Erklärung des Verteidigungsministeriums in Rom hieß es, rund 100 italienische Blauhelme seien einer eingeschlossenen UN-Truppe zu Hilfe geeilt, die aus 80 Pakistani und 10 US-amerikanischen Soldaten bestand.

Wie der pakistanische UN-Botschafter Jamsheed Marker gestern in New York mitteilte, erwarte sein Land nicht nur eine Verurteilung, sondern auch Untersuchungen und die Verhaftung der Verantwortlichen. Einige pakistanische Blauhelme wurden nach UN-Informationen am Sonntag noch immer vermißt. Gerüchten zufolge sollen sie von den Rebellen als Geiseln festgehalten werden.

Die Unruhen wurden offenbar durch das Gerücht ausgelöst, daß UN-Truppen den Radiosender des somalischen Kriegsherrn General Farah Aidid angriffen. Aidid, ein mächtiger Clanführer in dem nordostafrikanischen Land, verbreitete über den Sender, die UN-Truppen hätten auch in eine Menschenmenge geschossen. Diese Berichte dementierten UN-Sprecher Faruk Mawlawi und UN-Militärsprecher David Stockwell. Der UN-Gesandte Howe vermutete die Ursache der Kämpfe darin, daß UN- Truppen fünf Waffenlager der somalischen Rebellen im Süden Mogadischus inspiziert hatten, wovon eines in der Nähe des Radiosenders lag.

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