: Ein Klangfestival für Neugierige
■ Witold Lutoslawski und Alfred Koerppen beim Musikfest der Orchesterakademie
und Alfred Koerppen beim Musikfest der Orchesterakademie
Auch dieses Jahr präsentiert die Orchesterakademie bei ihrer 5. Begegnung im Zeichen zeitgenössischer Musik wieder einen ausländischen neben einem norddeutschen Klangneuerer. Nach Oliver Messiaen, Arvo Pärt, Sofia Gubaidulina und Theo Loevendie steht diesmal Witold Lutoslawski im Zentrum der viertägigen Veranstaltung (10.-13. Juni) in der Musikhalle. Den lokalen Schwerpunkt vertritt nach Alfred Schnittke und György Ligeti der Hannoveraner Komponist Alfred Koerppen. Beide Komponisten werden, dem Anspruch dieses Musikfestes entsprechend, Neue Musik transparenter zu machen, auch für Komponistengespräche anwesend sein (Lutoslawski am Samstag, Koerppen am Freitag, jeweils 10.30 Uhr). Außerdem stellen sich junge Hamburger Komponisten vor (Freitag, 17.30 Uhr).
Lutoslawski, der Anfang dieses Jahres seinen 80. Geburtstag feierte, ist der neben Krzysztof Penerecki bekannteste zeitgenössische Komponist Polens. Seine strenge kompositorische Fesselung von aleatorischen Elementen und Melodiegeweben ergibt in seinen Orchesterwerken eine spezifische Spannung, die sich schon mal in brutalen Tutti löst. So halten seine Kompositionen alte und neue Welten der Musik wie ein ständig unter Spannung stehendes Tau zusammen, erzeugen aber gleichzeitig eine ganz eigene Klangfarbigkeit, die sich sowohl ins Leichte wie ins Beängstigende steigern kann.
Koerppen, dessen Werk gerade in einer eigenen Edition bei Harmonia Mundi veröffentlicht wird, hat seinen Akzent auf kammermusikalischen Formen, wenn er auch für alle Besetzungen komponiert. Seine vielfach expressionistisch ausbrechenden, dann wieder in bizarre Melodieformen zurückweichenden Stücke bedienen sich, wie auch Lutoslawskis Werke, selten ungewöhnlicher Instrumentierungen, sondern ergründen vielmehr den klassischen Körper mit neuem Zeit- und Melodieempfinden. Sowohl seine thematischen wie seine stark formal ausgelegten Arbeiten werden an zwei Konzerten am Donnerstag hintereinander vorgestellt (18.30 und 20.30 Uhr).
Das zentrale Konzert mit der Polnischen Kammerphilharmonie am Freitag abend (20 Uhr) widmet sich ausführlich und ausschließlich Lutoslawski. Präludien und Fuge, Trauermusik und Chain II stehen unter anderem auf dem Programm. Am Samstag abend spielt das Hamburger Jugendorchester neben Lutoslawski und Tschaikowsky auch eine Uraufführung des jungen Hamburger Komponisten Thilo Jaques.
Genaue Informationen über die 13 Konzerte, die diesmal gemeinsam mit der Hamburger Freien Akademie der Künste organisiert wurden, erteilt die Orchesterakademie unter 040/450 09 41. tlb
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